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Die Strickjacke, die ich meine, ist eigentlich keine, sondern vielmehr eine Art Sack, der wohl zu neunzig Prozent aus recycelten Plastikflaschen besteht. Aber er ist flauschig und Vito liebt ihn.
Neunzehn Euro habe ich irgendwann bei einer schwedischen Modekette für diese Strickjacke bezahlt. Sie sollte lediglich dazu dienen, sie kurz überzuziehen, wenn ich bei ollem Wetter in den Garten muss. Fast Fashion ist eigentlich genau das Gegenteil von der Kleidung, die ich gerne am Leib trage, aber manchmal ist sie ganz nützlich. Insbesondere dann, wenn man ständig mit der Kamera im Dreck liegt und/oder einen jungen Whippet hat. Da diese Jacke also weder kostbar noch besonders kleidsam ist, hänge ich sie nie weg. Sie liegt immer irgendwo griffbereit. So hatte ich das zumindest geplant.
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Einen Tag nachdem Vito bei uns eingezogen war, es war ein kühler Tag, hatte ich das dringende Bedürfnis diese Strickjacke anzuziehen, ging also auf die Suche nach ihr. Da sie keinen festen Platz hat, bin ich von der Küche bis zum Schafzimmer alle potenziellen Liege- respektive Hängeplätze abgegangen. „Die kann doch nicht weg sein!“ Jeder kennt wohl diese Momente, an denen der Zweifel am eigenen Verstand anfängt, im Hinterkopf zu nagen.
52% Polyester, 41 % Acryl, 4 % Wolle, 3% Elastan, made in Bangladesh, nicht schleudern, nicht in den Trockner
Waschzettel
Vito hatte sich einige Zeit zuvor in seine Box zurückgezogen, Hubi und Mono schliefen auf dem Sofa. Fünf mal bin ich an ihnen vorbeimarschiert auf meiner verzweifelten Suche nach dem Cardigan. Das klingt irgendwie edler. Vito blinzelte mich aus seiner Box an. „Liegst du bequem, Kleiner?“, fragte ich. Ein Zipfel meines kostbaren Warmhalters lappte vor Vitos Schnute auf das Parkett. Auf dem Rest lag der kleine Whippet wohlig eingenuschelt, tat wie Tulpe und sah absolut keinen Grund, seine Beute freizugeben.
Trotz seines durchaus wehleidigen Blicks (ein Post von 2011!) pulte ich meine Jacke aus der Box, nicht ohne deutlich zu machen, dass dieses Ding meins und zwar nur meins ist. Am Abend fand ich sie dann im Körbchen am Kamin. Am nächsten Tag auf dem Spielteppich, denn auf dem Sofa im Wohnzimmer und am Tag darauf wieder in der Box. Offenbar hatte ich mich nicht klar ausgedrückt.
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Das kleine Raubtier kaut die Jacke nicht an. Es macht sie nicht kaputt. Vielmehr schleift Vito sie einfach nur dort hin, wo er gerade liegen will. Jeder Hundetrainer wird jetzt mit dem Kopf auf die Tischkante schlagen, aber ich habe aufgegeben, ihm das zu verbieten. Vito liebt meinen Polyestersack, also soll er. Ich werde die Jacke auf keiner Gala tragen, ich werde noch nicht einmal in ihr vor die Tür gehen. Naja, vielleicht um den Müll rauszubringen. Das wars aber auch. Und ich gebe zu, dass ich immer ganz gerührt bin, wenn ich den nun etwas über vier Monate alten Whippetzwerg mal wieder tief schlafend auf seinem Diebesgut finde. Offenbar braucht er etwas, das nach mir riecht. Schön. Jedem seine Macke. Hubi hat die Futter-Macke, Mono die Zudeck-Macke, dann hat Vito jetzt die Jacken-Macke.
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2 Comments
Ach, ist das herrlich 🙂 Bei meinem sind es die Decken. Ich bin froh, dass ich eine zweite Zudecke aus Schafwolle habe; es sähe sonst mau aus. Hätte ich einen Vito würde ich es genauso machen wie Du. Viel Freude und gute Nerven weiterhin 🙂
Beste Grüße
Snzana
Das ist süß! 🙂 Meine älteren Jungs kämen gar nicht auf die Idee, irgendetwas zu klauen oder wegzuschleppen. Mono ist eher der Arbeitgebertyp, wartete also, bis ich für ihn loslaufe. Hubi ist viel zu artig, um überhaupt irgendetwas anzurühren. Er lässt sogar Kekse in seiner Reichweite liegen, solange ich sie nicht freigebe. Vito ist versessen auf diese Strickjacke und ich lasse ihn. Meine Erfahrung sagt mir, dass ich meinen Whippets ihre Macken – solange sie im Zusammenleben vertretbar sind – lassen muss. Dann sind wir alle glücklich.
Entspannte Grüße