The Daily Irrsinn

The Daily Irrsinn – En Francais!

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Wo die Deutschen sich in kühler Zurückhaltung üben, uns maximal hier und da ein Lächeln schenken, da quellen die Franzosen förmlich über. Nicht alle, aber viele.

Ich erinnere mich an einen legendären Tag auf einem Flohmarkt hier in der Nähe. Mr.Clark und Mono waren mit dabei, natürlich. Zum Suchen, geschweige denn zum Kauf irgendeines schönen Stellmichrümmchens bin ich nicht gekommen, weil ich damit beschäftigt war, meine beiden Hunde vor der Verzückung der französischen Passanten zu bewahren.

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Regarde comme ils sont beaux!

Eltern schickten ihre Kleinkinder zu uns, ältere Damen fielen vor Mr.Clark und Mono auf die Knie, herzten und küssten sie. Über Stunden standen wir mit unseren Rücken gegen Einmachgläser, Porzellan, Spielzeugautos und Wildschweinwurst gedrängt. Ich weiß nicht mehr wie oft ich Kindern erklären musste, dass man fremde Hunde nicht einfach so in den Arm nimmt, da im schlechtesten Falle letzterer schnell ab sein kann. Ich weiß auch nicht mehr wie oft ich ausführen musste, wo Mono und Mr.Clark herkommen, was sie den ganzen Tag zu tun pflegen, wie schnell sie laufen können, was sie jagen und wie ihr Stuhlgang ist.

The Daily Irrsinn - Woanders ist es anders

Als ich endlich die beiden schwer genervten Whippets aus der Menge herausgeschafft und ins Auto gerettet hatte, schwor ich mir, dass sie nie wieder auf einem Flohmarkt mitgehen werden.

Nur 30 Sekunden

Den Schwur habe ich bis heute nicht gebrochen. Allerdings gibt es viele andere Anlässe zu denen sie – heute Mono und Danny – zwangsläufig unter Leute müssen. Am Strand ist viel Platz. Da laufen sie frei und man lässt sie in der Regel in Ruhe. Doch egal, wo wir stehen beziehungsweise gehen, verursachen wir kleine Aufläufe, Staus oder Ansammlungen. Wie gestern vor dem größten Supermarkt der Gegend. Natürlich dürfen sie dort nicht hinein, in der Hitze kann man sie aber auch unter keinen Umständen im Auto lassen. Ich blieb also mit ihnen draußen, während meine Familie ein paar Kleinigkeiten besorgte.

Vor dem Supermarkt

Ein paar Minuten stromerten wir über die von der Sonne verbrannten Wiesen und retteten uns dann in den Schatten des Vordaches vor dem Haupteingang. Dort stand ich kaum 30 Sekunden, als eine Frau ruckartig ihren bis zum Rand vollgestopften Einkaufswagen bremste. „Meine Freundin hat zwei Galgos! Oh, die beiden sind so schön. Mon dieux!“ Dann drehte sie auf dem Absatz, verabschiedete sich höflich und verschwand in Richtung Parkplatz.

Kurz darauf strebte eine junge Familie dem Eingang zu. Der dazugehörige Mann schlug plötzlich einen Haken, hockte sich wortlos vor meine Hunde, streichelte sie innig, knuddelt sie, nahm sie in den Arm. Dann richtete er sich wieder auf, lachte mich an und sagte:“Ils sont merveilleux!“ Sie sind wunderbar! Ich stand nur da und lachte freundlich. Zu mehr kam ich gar nicht. Hätte ich zwei Schäferhunde oder Rottweiler würden mich die gleichen Menschen vermutlich aus ihrer Aura vertreiben, ihre Kinder hoch nehmen und sich selbst in Sicherheit bringen. Aber die Whippets haben etwas an sich, das fast jedem Menschen Vertrauen gibt.

Nur ein paar Minuten später postierte sich ein älterer Mann breitbeinig vor mir. Sein T-Shirt war voller Farbflecken, er trug eine Arbeitshose und Sicherheitsschuhe. Ein Handwerker kombinierte ich. „Wir haben eine Whippethündin! Sie hat sich zum Wachhund gemausert und lässt nichts und niemanden mehr an meine Frau heran.“ „Oh!“, sagte ich. „Wo kommen ihre Whippets her?“ „Von deutschen Züchtern.“

Der Therapiehund vor der Shopping Mal

„Ah, meine ist aus der Nähe von Rouen.“ Ich nahm mir vor, nachzusehen, welche französischen Züchter in der Nähe von Rouen ansässig sind. „Aha ….!“ Er kniete sich hin, packte sich Mono und tätschelte ihn auf eine freundliche aber recht grobe Art, die dieser sanfte Hund gar nicht kennt. Mono blieb ruhig, schaute mich aber hilfesuchend an. Mein Therapiehund! Danny hatte sich längst hinter meine Knie zurückgezogen. Drei Begegnungen in etwa zehn Minuten. Das ist hier normal.

Krawatten und Verwandte

Später dann, als wir im Stadtzentrum gemeinsam unseren obligatorischen Kaffee vor der Bar du Sport nahmen, brachten wir kurzzeitig den Verkehr zum Stillstand. Die Bar liegt an einer Kreuzung mitten im Zentrum. Dort trifft man sich, trinkt Kaffe, kauft Zigaretten und Rubellose. Unter ihrer roten Markise stehen ein paar Stühle an kleinen Tischen. Dieses Ensemble kann man vermutlich in jede beliebige französische und auch italienische Stadt versetzen. Mitsamt dem Namen dran. Eine Cravate (Krawatte – ein zum Niederknien leichtes Blätterteiggebäck mit Schokoladenstreuseln und Hagelzucker, Foto kommt nach) vom Bäcker nebenan und einen Café au lait! Das muss sein.

The Daily Irrsinn - Woanders ist es anders
Kekse an der Bar du Sport

Danny und Mono standen da und warteten geduldig. Von hinten schob eine große Familie heran. Es waren ganz sicher Urlauber, denn sie passten so gar nicht in das übliche Bild. Pariser vermutlich, die den August in ihrer Sommerresidenz verbringen. Vater, Mutter, Oma, Opa, ein Kleinkind im Kinderwagen, zwei kleine Mädchen zwischen etwa fünf und acht Jahre. Und, ich staunte Klötze, eine sehr hübsche, rot-gestromte Greyhound Hündin. Zumindest identifizierte ich sie als solche.

Was für ein Palaver! Schau mal, zwei Whippets! Innerhalb von fünf Minuten kannte ich die komplette Geschichte der Hündin, die die Familie als Galgo-Grey-Mischling deklariert aus Spanien gerettet hatte. Sie werden es besser wissen als ich, aber für mich stand dort eine waschechte Greyhündin, mit dem typischen Greyhoundkopf, dem typischen Ausdruck, den dicken Muskelpaketchen auf den Schenkeln, dem Rücken und dem Hals. Sie war ein kleines bisschen zu mopsig, aber ich empfand sie als ausgesprochen schöne Hündin, die sich allerdings sehr scheu zeigte und mit der Situation, der Enge an dem Café und dem Trubel überfordert war.

Die kleinen Mädchen hatten längst Mono und Danny in Beschlag genommen. Ein Durchkommen gab es nicht mehr, da die Hunde und der Kinderwagen den Weg gnadenlos verstopften. Aber niemand beschwerte sich. Unbeteiligte Passanten fanden ihren Weg an uns vorbei und lächelten milde.

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Es das nicht schön? Die Menschen hier begegnen uns mit so viel Begeisterung, Freundlichkeit und Zuneigung, dass es für mich, die ich diese Gegend seit 20 Jahren kenne, immer wieder überwältigend ist. Sicher, manchmal ist es zu viel des Guten. Dann muss ich meine Hunde retten. Aber meistens macht die unverhohlene Begeisterung der Leute einfach nur Spaß. Diese Hunde, vor ein paar Jahren Mr.Clark und Mono, heute Mono und Danny, haben offenbar eine Ausstrahlung, der sich kaum jemand entziehen kann.  Ich ich übrigens auch nicht!

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

1 Comment

  1. Hallo Carla

    Das könnte auch ein Bericht von mir sein …
    Ich verbringe meinen Urlaub seit Jahren in der Bretagne und Normandie. Ich habe zwar keinen Windhund aber meine Colliehündin Elsa wird sehr gern gesehen und fotografiert. Sie ist es mittlerweile gewohnt.
    Windhunde sieht man abseits der Rennbahn sehr selten, zumindest mir geht das so. Da ist so eine Begegnung, wie Du sie beschreibst einfach einen Freude.
    Im Oktober fahre ich wieder in die Bretagne, ich freue mich jetzt schon auf diese 3 Wochen.

    Lieber Grusss
    René

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