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Braucht man die Leica Q2 zum Leben oder braucht man sie nicht? Das ist eine gute, aber durchaus nicht ganz einfach zu beantwortenden Frage. Ich könnte ebenso fragen ob man eine Malerei von Amadeo Modigliani oder einen Jaguar E-Type braucht. Nein, man braucht sie nicht zum Überleben, aber für ihre Liebhaber sind sie einzigartig und deshalb jeden Cent wert.
Rund sechs Wochen war die Leica Q2 meine ständige Begleiterin. Ich hatte also viel Zeit, mir ein detailliertes Bild von der edlen Kompakten zu machen. Heute, wenn ich durch meine Leica-Bilder stöbere, vermisse ich sie schmerzlich. Das muss ich zugeben. Denn auch wenn ich mit Spiegelreflexkameras auf diesem und ähnlichem Niveau durchaus gut ausgestattet bin, hat die Leica eine Lücke gefüllt, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gab.
Form Follows Function
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Die alte Bauhaus-Devise greift nicht nur bei Marcel Breuer sondern auch bei der Q2. Das Äußere der Q2 ist konsequent auf die nötigsten Bedienelemente reduziert. Ihre Form folgt ganz schlicht ihrer Funktion. Sie kommt fast bescheiden daher. Doch der rote Punkt signalisiert jedem der Fotografie nahestehenden Menschen genau das Gegenteil. „Oh, eine Leica! “ Dieses Oh habe ich in den letzten Wochen sehr oft gehört und kaum jemand traute sich, sie einfach so anzufassen. Der Name allein scheint allgemein großen Respekt einzuflößen. Doch der Name allein macht keine guten Bilder. Was genau hat mir also an der Q2 so gut gefallen?
Die Leica Q2 – Bedienung und Menü
Ich hatte schon einige wirklich gute Kompaktkameras in den Fingern. Sie erleichtern im Wortsinn das Leben, sind unauffällig und zugleich extrem leistungsstark. Doch eine Kompakte dieser Kategorie mit einem fast 50 Megapixel starken Vollformatsensor war auch für mich neu. Zudem ist die Q2 die erste Leica überhaupt, mit der ich gearbeitet habe.
Überrascht hat mich die durchaus simple und intuitive Menüführung. Geht man in die Tiefen, will die wenigen Knöpfe individuell belegen oder ein bisschen Voodoo aus dem guten Stück herausholen, dann muss man sich natürlich beschäftigen. Aber im Grunde bedient sie sich selbst. Ich habe mir nur die ISO-Zahl aus dem Menü herausgezogen und den oberen rechten Knopf damit gelegt. Bei jeder Einstellung in die Tiefen zu gehen, war mir einfach zu umständlich. (Die Bedienfunktionen in epischer Breite gibt es hier.)
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand diese Kamera anschafft, um dann ausschließlich im Automatikmodus zu fotografieren. Aber wer weiß? Meine Fotos sind ausnahmslos alle aus von mir eingestellten Werten entstanden. Belichtungszeit, Blende, ISO, Kunst- oder Tageslicht und so weiter. Das geht mit der Q2, wenn man geübt ist, recht flott. Ebenso flott ausgestellt habe ich allerdings die Möglichkeit, den Fokuspunkt mit dem Finger auf dem Touchdisplay festzulegen, da ich ihn aus Schusseligkeit oft, ohne es zu merken, versetzt habe. Sitz der Punkt fest, dann klappen auch Schüsse aus der Hüfte. Ich meine richtig, so im Vorbeigehen aus Hüfthöhe draufgehalten.
Nur kurz zum OLED-Sucher
Obwohl ich mit elektronischen Suchern bisher irgendwie auf Kriegsfuß stand, habe ich anstelle des Displays fast immer den in der Tat richtig guten OLED-Sucher der Q2 genutzt. Letzterer ist prima zu gebrauchen, denn er hackelt nicht beim Mitziehen. Da habe ich schon ganz anderes erlebt. Dennoch, ein optischer Sucher ist für mich – also für mich ganz persönlich – noch nicht zu ersetzen.
Knackig schnell – der Autofokus
Der Schuss aus der Hüfte ist eine schöne Überleitung zum beeindruckend schnellen und präzisen Autofokus der Leica Q2. Neulich an der Rennbahn habe ich tatsächlich ein Foto genauso gemacht, um nicht aufzufallen. Piep, zack, fertig! Auch Backstage beim Ballett hat er mich wirklich überzeugt. Denn in krassem Gegenlicht packt der Autofokus extrem gut. Sogar die recht hektisch geschossenen Bilder in der sehr schwierigen Lichtsituation zwischen stock dunklem Raum und gleißendem Scheinwerferlicht sitzen wie angenagelt. Toll!
Also, die Gegenlichtprobe hat die Leica Q2 mit Bravour bestanden. Und jede andere auch. Man darf allerdings nicht vergessen, dass man auch mit der Leica sehr präzise sein muss. Insbesondere dann, wenn Offenblenden von 1,7 bis 2,8 eingestellt sind. Wildes Draufhalten bringt mit keiner Kamera gute Ergebnisse.
Ganz wunderbar – Farben, Schärfe, Bokeh
Im ersten Teil meiner Testreihe habe ich mich schon zu den Farben und der Schärfe ausführlich ausgelassen. Dennoch muss ich auf sie zurück kommen, weil sie in meinen Augen so besonders sind. Die Leica Q2 und ihr festes 28mm Summilux 1:1,7 produzieren Farben, die in einem wunderbaren Verhältnis zueinander stehen. Sie sind klar aber nicht knallig. Sie harmonieren, ohne dass ein Ton zugunsten eines anderen zurücktritt. Ebenso ist es mit der Schärfe, die da ist, sich aber nicht aufdrängt.
Betrachte ich mir das Bokeh, so könnte ich fast vermuten, dass das 1:1,7er Summilux bei Monet oder Turner in der Lehre war, denn es ist tatsächlich malerisch. Ganz fein und weich. Die Abbildungsqualität der Leica Q2 ist also insgesamt sehr, sehr schön, fast poetisch.
Aufgefallen ist mir …
Die fummeligen Ringe, die den Tragegurt der Leica Q2 halten, erwähnte ich ja schon. Ich mag sie nicht und ich meine nach wie vor, dass es bessere Lösungen dafür gibt.
Außerdem kann die Leica Q2 nicht selbstständig stehen. Ich konnte sie nicht hinstellen, sei es für Langzeitbelichtungen oder um sie zu fotografieren. Ich musste sie festhalten, denn ihre Gewichtsverteilung zieht sie nach vorne, sie kippt und landet auf der Kante der Sonnenblende. Die Pressefotos der Q2 (oben) können also nur mit einer wie auch immer gearteten Unterstützung gemacht worden sein. Es sei denn ich hatte ein spezielles Exemplar hier, was ich wiederum für recht weit hergeholt halte.
Ein System mit Wechselobjektiven muss so etwas nicht leisten, da kurze Linsen leicht und lange schwer sind. Aber eine Kompakte mit festen, kurzen 28 Millimetern sollte ausbalanciert sein. Das ist die Q2 nicht und das wundert mich sehr.
Ja, was denn jetzt? Brauche ich die Leica Q2?
Um nun zu meiner Eingangsfrage zurück zu kommen: Brauche ich die Leica Q2 oder brauche ich sie nicht? Das ist nach wie vor eine gute Frage, die ich für mich persönlich sehr leicht beantworten kann. Ja, ich brauche sie. Und dabei geht es mir weder um den Namen noch um einen wie auch immer gearteten Status. Für letzteren werden Kameras ja gerne gekauft. Dann dümpeln sie nicht selten im Knipsermodus vor sich hin, ohne jemals an ihre Grenzen getrieben zu werden.
Obwohl die Q2 mit ihren 743 Gramm für eine Kompakte recht schwer ist, schätze ich ihr minimalistisches Design und handliches Format. Ich schätze die Paarung von Unauffälligkeit und Leistung. Wunderbare Farben, atemberaubende Schärfe und ein nur schwer zu beschreibender Look vereinen sich in diesem schwarzen Kästchen, das viel mehr kann, als es auf den ersten Blick vorgibt. Sie ist ein Blattschuss ins Herz eines jeden Puristen.
Der Preis der Leica Q2 ist natürlich ein echter Schluck aus der Pulle. Und es ist durchaus legitim zu fragen, wie viel davon allein für den roten Punkt auf der Rechnung steht. Doch hätte ich gerade 4790,- Euro über, wäre sie meine und ich würde bei ihrem Kauf nicht eine Sekunde mit der Wimper zucken.
Wir immer könnte ihr alle Exif-Daten in den Bildunterzeilen finden. Weitere Fotobeispiele entnehmt bitte den ersten drei Teilen der Testreihe und den mit der Leica Q2 verbundenen Artikeln.
Die Keyfacts zur Leica Q2
Typ – Digitale Kleinbild-Kompaktkamera mit 28mm Festbrennweite
Zielgruppe – ambitionierte Amateure / Profis
Best for – Landschaft / Portrait / Architektur / Reportage
Gewicht– etwa 734 Gramm
Maße – ca. 130 x 80 x 91,9 mm
Sensor – Vollformat CMOS-Sensor 47,3 Mio. Pixel (effektiv)
Objektiv – Leica Summilux 1:1.7/28 ASPH., 11 Linsen in 9 Gruppen, 3 asphärische Linsen
Digitalzoom – 28 mm, 35 mm, 50 mm, 75 mm
Blendenbereich – 1,7 bis 16 in 1⁄3 EV-Stufen
Verschlusszeiten – 60 s bis 1⁄2000 s mit mechanischem Verschluss, 1 s bis 1⁄40000 s mit elektronischem Verschluss, in 1/3 Stufen,
Autofokus – 1-Feld (225 Felder) / Mehr-Feld / Gesichtserkennung / Motiv-Verfolgung
Display – 3″-TFT-LCD-Monitor mit ca. 1.040.000 Bildpunkte, Berührungssteuerung möglich
ISO – 50-50.000
Serienaufnahmen – wahlweise 10, 5 oder 3 Bilder die Sekunde
Aufnahmeformat – DNG und JPG
Video – MP4 (C4K / 4K / FullHD)
Kartenschächte – 1 x SD-/SDHC-/SDXC-Speicherkarten.
Material – robustes Magnesiumgehäuse, Spritzwasser geschützt
Akku – Super. Hält über einen langen Fototag hinaus
WLAN / Bluetooth – Erfüllt Norm IEEE 802.11b/g/n (Standard-WLAN-Protokoll), Kanal 1-11, Verschlüsselungsmethode: WLAN-kompatible WPA™/ WPA2™, Zugriffsmethode: Infrastrukturbetrieb
My two cent – Ganz zauberhaft!
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Preis – Aktuell kostet die Leica Q2 4790,- Euro
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6 Comments
Sehr guter, aussagekräftiger Testbericht, tolle durchdachte Motivauswahl! Ich stehe auf den „Leica Look“ (auch aus meiner Sicht gibt es den!) und fürchte, ich muss einen Sparplan auflegen. 🙂 Das festverbaute Weitwinkel würde mich in einen anderen Bereich der Fotografie führen, deshalb für mich eine interessante Kamera. Vielen Dank für die Arbeit, mir hat der Test viel gebracht!
LG, Heidrun
Hallo Heidrun,
gern geschehen. Es freut mich sehr, dass der Testbericht dich weiter gebracht hat. Und neue Wege sind immer gut. 🙂
Entspannte Grüße
Karla, für mich der tollste q2 Bericht bisher. Deine Bilder sprechen für sich, deine Texte sehr unterhaltsam. Ich bin persönlich auch sehr angetan von der q2.
Ich habe vor ein paar Monaten sehr viel Sony Equipment dafür verkauft, um es gegen diese „Kompakte“ zu tauschen. Es ist unfassbar, wie leicht mir die Fotografie seitdem fällt. Ich muss nicht ständig darüber nachdenken, welches Objektiv ich mitnehme für Szenen die kommen könnten. Ich habe einfach eine Kamera an meinen Hüften hängen. Nichts weiter zu bedenken. Wenn ich das Motiv sehe, ist es im nächsten Moment schon im Kasten. Für mich ist es eine Kamera um das Leben festzuhalten. Alltägliche Situationen nicht alltäglich aussehen zu lassen (als Kontrast zu smartphone-Fotografie). Mittlerweile fotografiere ich ausschließlich im JPG-Modus. Die Fotos aus der Kamera sehen einfach gut aus. Diese Kamera spart Gewicht und Arbeit. Am Preis darf man jedoch nicht sparen 😉
Und ich muss zugeben: auch ich sehe mittlerweile den „Leica-Look“. Es ist schwer definierbar. Es ist mir jedoch gleich aufgefallen. Es gewisses ein Etwas, das keine meiner bisherigen Optiken lieferte. Etwas, das den Fotos einen Feinschliff verpasst.
Hallo Christoph,
vielen Dank für dein Feedback. Ich versuche immer mein Bestes zu tun, damit sich meine Leser Bilder machen können. 😉 Was nutzt dir die Reproduktion von technischen Daten? Nüscht! Kameras sind dazu da, Fotos zu machen und die will ich auch zeigen.
Entspannte Grüße
Liebe Karla Schwede,
noch nie habe ich einen mich so begeisternden Testbericht zu einer Kamera gelesen, lebendig, wunderbar subjektiv und gleichzeitig so informativ! Vielen Dank, jetzt weiß ich, dass ich mir noch in diesem Jahr eine Q2 kaufen werde.
Vielen Dank 😊!
Noch eine Frage: gibt es ein gutes Handbuch zur Q2?
Alles Gute 🍀 und herzliche Grüße
Ihr Eberhard Luithlen
Hallo Eberhard, danke für die Blumen. 🙂 Selbstverständlich gibt es zur Q2 ein Handbuch, wenn du sie kaufst. Bei Leica gibt es aber auch alle passenden Downloads https://de.leica-camera.com/Fotografie/Leica-Q/Leica-Q2/Downloads
Entspannte Grüße