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Im zweiten Teil meiner Testreihe zum Canon EF 11-24mm 1:4,0L USM hatte ich schon vorsichtig angekündigt, dass ich gerne „was mit Menschen“ machen möchte. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Idee überhaupt kurzfristig umsetzen kann, doch dann ging es plötzlich so schnell, dass ich gerade noch Zeit hatte, die Akkus zu laden. Ich durfte am letzten Donnerstag die Hauptprobe zum Ballett „3 BY EKMAN“ (Tuplet – Flockwork – Tyll) vom schwedischen Choreografen Alexander Ekman im Aalto Ballett Essen fotografieren.
Für die ganz große Bühne
Ich wusste, ich habe die perfekte Technik für die ganz große Bühne. Allerdings hatte ich absolut keine Ahnung, was auf mich zukommt. Ich war schon mehrfach im ehrwürdigen Aalto Musiktheater, doch die Größe der Bühne selbst hatte ich nicht mehr präsent. Von wo aus darf ich fotografieren? Eine Hauptprobe zwei Tage vor der Premiere ist schließlich überaus wichtig und in jeder Hinsicht sensibel. Ein Außenstehender sollte sich dort möglichst unsichtbar machen. Und, wie wird das alles entscheidende Licht sein? Während meiner Fahrt nach Essen legte ich mir gleich mehrere Notfallpläne zurecht.
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Doch dann war alles ganz einfach. Ich durfte mich – etwas versetzt von der Mitte – direkt am Bühnenrand platzieren. Besser ging es nicht. Die nur 1:4,0 des Objektivs machten mir keine Sorgen, denn eine offene Blende bringt mir nichts, wenn ich eine große Gruppe von Tänzern auf einer riesigen Bühne fotografieren will. Außerdem wollte ich ohnehin Langzeitbelichtungen machen. Alles gut also. Ein paar Sorgenfalten bereiteten mir lediglich zu hohe ISO-Zahlen, die die 5DsR nicht besonders mag.
Schwieriges Licht – Musik mit fettem Groove
Ich hatte das mir beim Motorsport so verhasste Einbein dabei. Es einzupacken, entpuppte sich recht schnell als die beste Entscheidung, die ich seit langem getroffen habe. Es gab mir ausreichend Stabilität für die langen Belichtungszeiten (oft 1/10 sek.) und gleichzeitig die Flexibilität, über die komplette Breite der Bühne mitzuziehen.
Dennoch, das Licht war teils sehr schwierig, denn es barg jede Menge Überraschungen. Spot an auf einen Tänzer, Spot aus, Spot auf den nächsten Tänzer. Hätte ich das Ballett schon drei Mal gesehen, dann hätte ich die Wechsel ansatzweise voraussehen können. Aber am Donnerstag stutze ich mehrfach, weil ich in rhythmischen Abständen pechschwarze Nacht auf dem Display hatte. Der unglaublich groovigen und mitreißenden Musik der Inszenierung sei Dank, konnte ich mich trotzdem recht schnell einschießen. Sie produzierte einerseits gute Laune und andererseits gab sie mir ein Gefühl für den Rhythmus des Balletts.
Das Canon EF 11-24mm 1:4,0L USM produziert überirdische Farben
Ja länger die Belichtungszeit, desto tiefer und satter werden die Farben. Die Erfahrung habe ich schon mit dem 24mm und der 5Ds gemacht. Hier liegt auch eine der ganz großen Stärken des 11-24mm. Es produziert Farben, die schlicht überirdisch sind, selbst wenn vermeintlich nur sehr wenig Farbe abzubilden ist.
Der Dreiakter des renommierten Schweden Ekman protzt nicht mit Bunt. Ganz im Gegenteil, die Kostüme der Tänzer beschränken sich auf dunkles Blau, Grau, Schwarz und gebrochenes Weiß. Lediglich im letzten Akt (Tyll) gibt es recht starkfarbige Projektionen. Dennoch, der Nuancenreichtum in den Fotos ist enorm, die Farben so fein und filigran wie die Tütüs des vorbei schweben Corps de Ballet.
Dieser Reichtum geht natürlich auch auf das Konto der 5DsR, die mir mit ihren 50,6 Megapixeln jedes winzige Fältchen und jede Muskelfaser bigger than life auf meinen Monitor zaubert. Doch genau hier liegt auch eine wesentliche Schwierigkeit. Kurz nicht aufgepasst oder einen Millimeter verrissen und zack sind die Unschärfen genau da im Foto, wo ich sie nicht haben will. So unglaublich detailtief sie abbildet, so sensibel ist sie dabei. Eine Diva eben. Bei meinen heiß geliebten Bewegungsunschärfen ist das immer ein bisschen wie ein Ritt auf der Rasierklinge. Aber wenn es sitzt, dann sitzt es messerscharf.
Rhythmisches Auslösen – Fotografieren im Takt der Tänzer
Die Bühne des Aalto Ballett ist derart groß, dass ich aus der ersten Reihe und teilweise mit dem Kinn auf dem Bühnenrand hängend fast ausschließlich mit dem Brennweitenende des Zooms, also mit 24mm fotografiert habe. Ich wollte den großen Raum, die Weite und die sich darin bewegenden Körper. Nicht als Individuen, sondern als Gruppe.
Die Präzision, die dem Ballett an sich zu Grunde liegt ist dabei in sofern hilfreich, als dass eine Bewegung immer einen Anfang und ein Ende hat. Natürlich sehen die Abläufe wunderbar fließend aus, doch jede Figur ist haarscharf von der folgenden getrennt. Das habe ich aus meiner Zeit im Ballettsaal noch sehr gut in Erinnerung.
Die Vergangenheit holt mich ein
Meine komplette Kindheit und Jugend verbrachte ich unter den strengen Augen meiner Ballettmeisterin, die ganze 13 Jahre lang nicht müde wurde, mir in ihrer sehr speziellen Art mitzuteilen, dass ich zwar gut trainiert, aber viel zu groß bin. Das wusste ich. Auf Spitzenschuhen war ich mit zarten sechzehn schon locker 1,93 groß. Wie sieht das denn aus? Heute kommt mir die Strenge der gnadenlosen Dame noch einmal zu gute. Ihre Schule hilft mir beim Fotografieren, denn ich weiß es geht zack, zack, zack. Kopf, Kopf, Kopf! Erste, Zweite, Fünfte usw. Da das Objektiv sehr schnell ist, konnte ich dem Rhythmus der Tänzer mit dem Finger am Auslöser folgen. Das war eine wunderbare Erfahrung, die ich mir für immer festhalten werde.
Keine Angst vor weiten Räumen
Mit einem Ultraweitwinkel wie dem Canon EF 11-24mm 1:4,0L USM darf man keine Angst vor dem leeren Raum haben. Man muss ihn für sich nutzen. Entweder um einen Spannungsbogen aufzubauen, oder um Proportionen und Tiefe zu verdeutlichen, oder um ihn selbst zum Thema zu machen. Ich mag extreme Schnitte. Viel Raum, wenig drin. Das gibt die Linse quasi vor, denn Raum bietet sie mehr als genug. Besonders, wenn – wie hier – nur zwei oder wenige Tänzer eine monströse Bühne mit ihrer körperlichen Präsenz füllen. Das packt mich sofort. Überhaupt hat mich der Dreiakter von Alexander Ekman sehr gefangen. Er ist extrem energiegeladen und kraftvoll. Viel Ironie und Witz schwingt mit. Und an der Musik hatte ganz sicher nicht nur ich Spaß, sondern auch wohl die Tänzer.
Ein Resumée
Ein Objektiv wie das Canon EF 11-24mm 1:4,0L USM frühstückt man nicht einfach so in ein paar Worten ab. Es ist sehr speziell. Es ist schwer. Es ist verdammt teuer. Es ist großartig für Fotografen, die die Weite, die Landschaft, den Raum, die Linie suchen. Es bietet einen besonderen Blick auf die Welt und verzeichnet dabei beängstigend wenig. Aber es kann noch mehr, denn es ist erstaunlich schnell. Ich habe mit ihm Autos in voller Fahrt, Whippets im vollen Lauf und Tänzer im Sprung fotografiert. Es ist die Meisterin der Farben und der Schärfe. Zusammen mit der 5Ds bzw. der 5DsR ist es fast waffenscheinpflichtig.
Mehr Informationen zum Ballett 3 BY EKMAN gibt es beim Aalto Ballet.
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Keyfacts zum Canon EF 11-24mm 1:4,0L USM:
Typ – Ultraweitwinkel Zoomobjektiv
Zielgruppe – Profis
Best for – Landschaft / Architektur / und sonst noch ganz viel
Gewicht– 1180 Gramm
Lichtstärke – 1:4,0
Bildwinkel diagonal – 126, 5 -84 Grad
kleinste Blende – 22
Naheinstellgrenze – 28 cm bei 24mm
AF-Motor – Ring-USM, manuelle Einstellung möglich
Optischer Aufbau – 16 / 11
Best with – am besten auf der Canon EOS 5Ds und der Canon EOS 5DsR
My two cent – Spezialistenlinse mit unglaublich vielen Möglichkeiten
Preis: rund 3000,- Euro
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