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Corona hat uns nach wie vor fest im Griff. Ringe ich in einem Supermarkt nach Luft, dann kann ich mir der uneingeschränkten Aufmerksamkeit jedes Kunden und des kompletten Personals sicher sein. Doch ich bin weder krank noch provokant. Ich habe mich schlicht verschluckt.
Die Schlange an der Kasse unseres lokalen Discounters ist lang. Acht Leute warten vor mir. Eine Frau versucht vergeblich ihre Tochter zu bändigen. Ein ältere Mann glotzt gelangweilt in der Gegend herum. Er hat Formschinken und eine für mich undefinierbare Sorte Käse geladen. Diese Produkte würde ich niemals kaufen, denke ich leichthin, schaue in meinen Korb und bin stolz auf meine illustre Auswahl von Bioprodukten. Meine Jacke ist für dieses Wetter viel zu dick, stelle ich fest und atme tief durch. Dann bleibt mir die Luft weg.
Wild Turkey Surprise quer im Hals
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Verschluckt! Ist das die Strafe für meine Einkaufswagenüberheblichkeit, denke ich kurz und tanze im wahrsten Wortsinn aus der Reihe. Niemand hätte es gewagt, mir auf den Rücken zu klopfen während ich huste wie ein Tasmanischer Teufel, dem ein Wild Turkey Surprise quer im Hals steckt. Tränen laufen. Mein medizinisch geprüfter, zuvor noch antiseptischer Mundschutz ist innerhalb von zwei Sekunden klatsch nass. Ich krümme mich zwischen Persil Megaperls und Spülmaschinentabs mit Goldrand. Dieses tolle Dörrfleisch für die Jungs muss ich noch mitnehmen, denke ich während mein Körper mir dringend empfiehlt, in Ohnmacht zu fallen. Im Augenwinkel sehe ich, wie die Wartenden von mir abrücken. Sie hätten nur blöd dagestanden, wäre ich in die unterste Regalreihe gestürzt und inmitten der extra großen Mülltüten krepiert.
Es dauert etwa dreißig Sekunden bis meine Luftröhre wieder einigermaßen frei ist. „Sorry, ich habe mich nur verschluckt!“, röchle ich dem grinsenden Anzugträger hinter mir zu. „Schon gut, schon gut. Gehen sie mal vor.“ Der Hustenreiz ist nach wie vor stark, doch ich versuche mich zusammenzureißen. Biep, biep, biep. Meine Bioprodukte wandern über den Scanner. Als ich meine Bankkarte in den kleinen Automaten stecken will, muss ich niesen.
Niesen setzt Flugeigenschaften frei
Vier Mal schüttelt es mich so durch, dass die kleine Plastikflunder erstaunliche Flugeigenschaften freisetzen kann. In einem wunderschönen Bogen schwebt sie über die Kasse, um dann fast geräuschlos im Fußraum der Kassiererin zu landen. Ihre Augen lächeln nur gequält als sie notgedrungen in den Tiefen ihres Kabüffchens fischen muss. Pfft, pfft. Noch bevor ich meinen Pin eingeben kann, sind die Hände der Dame perfekt desinfizierte. „Hautverträglich und begrenzt viruzid“ steht auf der Flasche. In Blau. Ich packe meine Einkäufe ein und schaue zurück. Fast alle starren mich an. Die anderen checken vermutlich ihre Corona-App. Bin ich einem Superspreader begegnet?
Endlich draußen an der frischen Luft reiße ich mir die Maske vom Gesicht. Schweiß läuft mir über die Stirn. Nein, ich bin kein Superspreader! Ich huste noch einmal kräftig. Eine ältere Frau schlägt einen großen Bogen um mich.
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Angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen gerade hier im Ruhrgebiet ist Vorsicht geboten. Selbstverständlich trage ich eine Maske und selbstverständlich halte ich Abstand. Denn nur wenn wir Rücksicht nehmen, werden wir den Winter vielleicht recht glimpflich überstehen.
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