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Ich muss das jetzt hier mal vorziehen, weil ich mich ein bisschen aufgeregt habe. Denn gerade gehen die Bezeichnungen von fotografischen Techniken wie Motion Blur und Panning ebenso durcheinander, wie die Differenzierung zwischen fotografiert und nachgeholfen.
Per Zufall sah ich bei Instagram das Foto eines User, das Adobe Creative Cloud höchstselbst geteilt hatte. Zitat des Fotografen: Ich habe 150 Versuche gebraucht, um diesen Mitzieher von einem Taxi hinzubekommen. Der Fotograf an sich ist ein guter. Ich sah mir das Foto also genauer an – soweit das bei Instagram möglich ist – und stutzte. 1/4 Sekunde. Ja, das könnte passen, aber die Kanten des Autos sind mir viel zu scharf. Ich scrollte mich durch die Kommentare und da war Jamey Price, einer der besten Motorsportfotografen, die ich kenne. „Hmmm, da wurde in Photoshop nachgeholfen. Die Kanten des Autos sind zu scharf.“ Genau!
Das hat er aber jetzt verkackt!
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Ich finde es immer ein bisschen anrüchig, so zu tun als ob. Nachhelfen ist keine Schande, aber wenn man es tut, sollte man dazu stehen. Vielleicht ist das ein blöder, antiquierter Ehrencodex, aber ich finde das wichtig. Ebenso wichtig finde ich es, sich erst mit einem Bild zu beschäftigen, bevor man es als Murks abtut. Niemand wird gezwungen, Fotos zu mögen, die dem eigenen Geschmack nicht entsprechen. Aber die handwerkliche Fertigkeit mit der sie gemacht sind, sollte man objektiv betrachten und versuchen zu verstehen. Sonst bleibt man ein Knipser, der bei allem Umbekannten die Klappe aufreisst und sich sodann mit unqualifizierten Bemerkungen blamiert. Auf Facebook ließ sich neulich einer von diesen Knipsern herab, den wunderbaren Mitzieher (Leichtathletik) eines Sportfotografen mit „Das hat er aber verkackt! Ist total unscharf!“ zu kommentieren.
Motion Blur oder Panning – Zwei unterschiedliche Kniffe
Durcheinander geht in diesem Zusammenhang oft die Unterscheidung zwischen Mitzieher und Bewegungsunschärfe. Besser gesagt die Differenzierung zwischen den englischen Begriffen Motion Blur und Panning.
Ich mache einen Mitzieher, wenn ich dem sich bewegenden Objekt folge, um letzteres scharf und den Hintergrund unscharf zu haben. Ich bewege mich beim Fotografieren also um meine Körperlängsachse. Möchte ich hingegen Bewegungsunschärfen vor einem scharfen Hintergrund oder um ein scharfes Objekt herum, dann ist mein Fokus starr auf dieses Objekt gerichtet. (Die Fotos von „Schwanensee“ – unten – habe ich mit einem Einbein gemacht.)
Diese beiden Kniffe unterscheiden sich also ganz wesentlich. Sowohl in der subjektiven Wahrnehmung des Motivs als auch schlicht im körperlichen Einsatz der Person, die fotografiert. Im Grunde sind es exakt gegensätzliche Techniken, mit denen man nur vordergründig betrachtet ähnliche Ergebnisse erzielt.
Unschärfen für die Dynamik
Naturgemäß gibt es in einem Mitzieher auch Bewegungsunschärfen. Die Räder eines schnell fahrenden Autos müssen bei einer langen Belichtungszeit zwangsläufig in Unschärfe verschwimmen. Das macht den Eindruck von Geschwindigkeit in weiten Teilen aus. Doch das Motiv selbst, also das Auto, ist ein in sich unbewegliches Objekt, das sich bei einem guten Mitzieher knackenscharf von einem unscharfen Hintergrund abhebt. Je länger die Belichtungszeit, je schneller der Wagen und je näher er ist, desto kleiner wird der Schärfepunkt. Manchmal ist es dann nur noch eine Startnummer oder der Helm des Fahrers.
Pferde oder Windhunde sind keine in sich statischen Objekte. Deshalb sind bei einem Mitzieher Bewegungsunschärfen innerhalb der Körper natürlich unvermeidlich bzw. aus meiner Sicht in jeder Hinsicht erwünscht. Dennoch, die Methode, sie abzubilden ist die gleiche wie im Motorsport.
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Äpfel und Birnen in einem Topf?
Statik, Dynamik, Bewegung, Stillstand. Wer oder was bewegt sich? Ist es das Motiv oder der Fotograf oder beide? Das hängt natürlich unmittelbar mit der fotografierten Situation zusammen aber auch mit dem eigenen Stil. Ausprobieren kann ich alles, was Technik und Physik zulassen. Dann ist es erst einmal egal ob es Betrachter gibt, denen solche Experimente gefallen. Übe ich allerdings Kritik an Fotos anderer, dann sollte ich mir schon über die üblichen Begrifflichkeiten im klaren sein und möglichst vermeiden, Äpfel und Birnen in einen Topf zu werfen.
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