The Daily Irrsinn

Meine Hunde sind mein Leben im Zeitraffer

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Der Wind ist kalt. Sturmtief Sabine hat sich zwar gerade nach Süden verzogen, doch ihre Ausläufer sind schneidender, als Madame selbst es war. Hudson trippelt neben mir. Er erwartet einen Ball, von dem er noch nicht weiß, dass ich ihn nicht habe. Mono stromert zufrieden vor mir her. Fünf Mal muss ich Hubi vorschicken. Kein Ball heute. Es geht auch ohne. Lauf einfach!

Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen …

Jean-Luc Picard

Ich beobachte Mono, wie er mit aufrechten Ohren jedes Mauseloch prüft. Er kennt sie alle. In den letzten Jahren hat er zielsicher, gnadenlos und ohne Kompromisse vielen Mäusedynastien ihre Mütter, Väter und Kinder genommen. Ein Raubtier diskutiert nicht. Es diskutiert weder mit Mäusen, noch mit Kaninchen und schon gar nicht mit Katzen oder Tauben.

Mono späht. Nach wie vor ist er ein kompromissloser Jäger, auf den ich - trotz aller Erziehung - immer ein Auge haben muss.
Mono späht. Nach wie vor ist er ein kompromissloser Jäger, auf den ich – trotz aller Erziehung – immer ein Auge haben muss.

Das innere Raubtier

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Denke ich acht Jahre zurück, dann sehe ich Mono in einem Körper ähnlich wie Hudsons. Mono war, wenn auch immer sehr gut bemuskelt, etwas eleganter. Doch in Explosivität und Schnelligkeit stand er seinem jungen Freund in nichts nach. Was Hubi an Schnellkraft hat, hat Mono im Kopf. Er war immer sehr konzentriert und taktisch klug in dem, was er tat. Heute ist er langsamer, ich kann vieles vorhersehen, aber ich begehe niemals den Fehler, ihn zu unterschätzen. Sein inneres Raubtier ist auch nach fast zehn Jahren hell wach.

Hudson platzt vor Energie und Lebenslust. Er liebt es über die großen Wiesen zu sprinten. Einfach nur so zum Spaß.
Hudson platzt vor Energie und Lebenslust. Er liebt es, über die großen Wiesen zu sprinten. Einfach nur so zum Spaß.

Hudson hingegen ist die Jugend pur. Nichts nimmt er wirklich ernst. Kaninchen oder Tauben verbellt er eher, als dass er sie gejagt. Aber es wird nur ein paar kleine Jahre dauern, bis er mich mit dem weisen, warmen Blick seiner Mutter anschaut, wenn er zu mir auf’s Sofa klettert.

Zeitraffer in Monos Augen

Oft bin ich mir meines Alters gar nicht bewusst. Es gibt Tage, an denen ich mich fühle wie in sechzehnjähriger Teenie. Doch dann, in einem ruhigen Moment, schaue ich meine Hunde an und stelle fest, dass die Zeit tatsächlich vergeht. Ob es mir passt oder nicht. Hudson wird langsam erwachsen und Mono trägt jeden Tag ein neues graues Haar mit Stolz vor sich her. Sein Blick ist wie immer sanft und wach zugleich. Doch neuerdings schwingt eine Ruhe mit, die ich zutiefst beneide.

Meine Hunde sind mein Leben im Zeitraffer
Mono vorne weg, Hudson hinter. Der „Kleine“ ist längst schneller als der „Senior“.

Ich schaue ihn an und freue mich, dass er noch einmal gesunde, propere Welpen gezeugt hat. Seine ersten werden dieses Jahr acht, die zweiten sieben Jahre alt. Verdammt, sieben! So folgt eine Generation auf die nächste, verstreut in alle Welt.

Alles in drei Jahre stopfen?

Natürlich weiß ich, dass Mono locker fünfzehn Jahre alt werden kann. Aber das sind nur fünfzehn Jahre. So betrachte ich das heute. Die Rasanz, mit der sich Hunde von Welpenbeinen an entwickeln, ist für uns Menschen zwar schön und spannend zu beobachten, doch sie führt uns auch vor Augen, dass unsere Tiere immer nur Lebensabschnittsgefährten sind. Das ist traurig aber von der Natur diktiert. Im Vergleich zu uns Menschen altern Hunde nunmal im Zeitraffer.

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Meine Hunde sind mein Leben im Zeitraffer
Der Altersunterschied macht sich bemerkbar. Mono, der Ruhige, Hudson die Granate

Gerade deshalb verstehe ich nicht, dass für viele Hundebesitzer alles so schnell gehen muss. Hauptsache er – also hier ein Rüde – ist schnell erwachsen, kann ausgestellt werden, Titel sammeln und dann so früh, wie es eben geht decken. Zehn, fünfzehn Mal oder auch gerne öfter bevor das Tier sein drittes Lebensjahr erreicht hat. Bis dahin ist er weder körperlich noch geistig komplett ausgereift. Mit fünf oder sechs Jahren, dann endlich richtig erwachsen und in seiner vollen Blüte, ist er nicht selten im wahrsten Wortsinn fertig und wird durch junges Blut ersetzt. Aber dann hat er im besten Fall noch zehn Jahre Lebenszeit. Wie verbringt er sie? Hoffentlich gemütlich auf irgendeinem Sofa. Denn er altert in seinem Tempo, nicht in unserem.

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

2 Comments

  1. Liebe Karla,
    Danke für für dieses Innehalten und Betrachten, und auch für den Gedankenanstoß, dass wir Menschen oftmals sehr schnell sind. Einer Deiner letzten Posts (das war „A love letter to my dog“), hat mich sehr berührt und auch veranlasst, Leonardo einmal nicht mit dem Blick der täglichen Routine zu betrachten. Da wurde mir, wie so oft in einem stillen Moment, bewusst, wie eng die Bindung zwischen uns beiden geworden ist. Leonardo ist jetzt neun Jahre alt und ich weiß manchmal nicht, wo die letzten fünf Jahre mit ihm geblieben sind; so schnell sind sie vergangen. Ich weiß jetzt schon, dass, wenn er einmal nicht mehr da ist, ein großes Loch sein wird und ja, ich habe jedesmal viel Angst vor diesem Moment. Doch dann erinnere ich mich daran, dass er JETZT da ist, und ich diese Zeit jetzt mit ihm, so bewusst es geht, erlebe. Wir Menschen können nicht oft genug daran erinnert werden, dass es auch langsamer geht. Ich wünsche Dir, dass Du (und Deine Familie) noch viele schöne und gesunde Jahre mit Mono habt und auch gleichfalls mit Hudson. Nochmals ganz herzlichen Dank fürs Erinnern.

    Viele liebe Grüße, Snezana mit Leonardo

  2. Hallo Sneza,

    entschuldige, dass ich erst so spät antworte. Du schreibst immer so schöne Kommentare, die zeigen, dass du die Texte wirklich liest. Vielen Dank dafür! Und du hast absolut recht. Das Jetzt zählt und nichts anderes. Unsere Hunde leben immer im Jetzt, doch wir Menschen neigen dazu entweder zu viel in die Vergangenheit oder zu viel in die Zukunft zu blicken und vergessen dabei, den einen schönen Moment zu genießen. Ich versuche, das Jetzt in allen Facetten zu erleben. Das klappt – gerade in den letzten Wochen – nicht immer, aber ich werde besser. 😉

    Entspannte Grüße

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