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Noch vor zwei Jahren war unsere Halde ein Paradies für Insekten, Nager und Raubvögel. Doch seitdem ein neuer Pächter die großen Wiesen bewirtschaftet, hat es sich ausgesummt. Es herrscht eine ohrenbetäubende Stille.
Als die Wiesen noch wachsen durften
Jedes Jahr im Juli war es soweit. Die Whippets konnten nur noch durch tunnelartige Gänge flitzen, weil das Gras auf den Wiesen so hoch gewachsen war, dass ich mich aufrecht stehend darin verstecken konnten. Manch Reh, Kitz, Hase oder Rebhuhn tat das auch. Sie waren dort sicher und ich konnte sicher sein, dass die Hunde sie nicht sehen konnten. So bewegungseinschränkend die Wiesenwildnis in dieser Zeit für uns war, so nützlich war sie auch. Dort gab es Libellen so groß wie Suppenteller, Bienen, Hummeln, tausende von Schmetterlingen, Grashüpfer und vieles mehr. Feldmäuse und Maulwürfe bewohnten die unteren Etagen.
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Ich gebe zu, Mono und auch Mr.Clark haben über die Jahre die Mäusepopulation ein wenige dezimiert, aber für die dort heimischen Eulen, Bussarde und Falken waren immer noch mehr als genug kleine Nager unterwegs.
Gülle und Dünger haben alles platt gemacht
Heute ist alles anders. Der neue Bauer hat 2020 die Wiesen schon im Mai gemäht. Dann hat er gedüngt und gegüllt. Und das in einer Wetterlage, die keinen Regen versprach. Der Gestank der Gülle schlug mir im Frühsommer schon auf dem Weg nach oben entgegen. Wir hielten uns also fern. Wer will schon seine Hunde sehenden Auges vergiften? Sogar die Senken, in denen nach starkem Regen immer ausreichend Wasser für alle Tiere stehen blieb, scheint er Schritt für Schritt zu begradigen.
Da aber anhaltender Regen ausbleibt, wächst das Gras nun eher schlecht als recht trotz des ganzen Mists den der Pächter dort verteilt hat. Außer ein paar Disteln und dem giftigen Rainfarn gedeiht dort fast nichts mehr. Sämtliche Insekten, die noch im letzten Jahr die Wiesen bevölkert haben, sind verschwunden. Verständlich, wenn man ihnen Lebensraum und Futter nimmt.
In der Arte Mediathek gibt es eine tolle Reportage, die sich mit dem Thema „Wilde Wiese“ befasst und unter anderem genau das Phänomen beschreibt, das wir hier erleben!
Der einzige Vorteil dieser Art von Bewirtschaftung für uns ist, dass Mono und Hubi das ganze Jahr dort kräftig flitzen können. Das tun sie allerdings bei hohen Temperaturen ohnehin nicht. Wir können also ganz gepflegt darauf verzichten, dass jemand kommt und ein seit Jahrzehnten funktionierendes Ökosystem einfach platt macht.
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Nun weiß ich nicht, wie diese Wiesen genau deklariert sind. Ich kriege also nicht raus, ob der Bauer im Sommer güllen darf oder nicht. Doch selbst wenn ich es wüsste, würde das nichts ändern. Heute blicken wir auf ein zwar schönes aber lebensfeindliches Grün, das außer ein paar kleinen Fliegen für die Schwalben nichts mehr her gibt.
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3 Comments
Hey! Du kannst bei der örtlichen Naturschutzbehörde anfragen ob es sich bei der Halde um ein kartiertes Biotop handelt, beispielsweise eine FFH-Mähwiese. Dann gilt das Verschlechterungsverbot. Der Landwirt hat den Zustand zu erhalten, wie auch immer er das anstellt. Da diese Wiesen ursprünglich durch eine sehr extensive Nutzung entstanden sind, wird der Zustand sicher nicht mit einem frühen Schnitt oder mehrere Schnitte im Jahr und ordentlich Dünger erhalten werden. 😉
Eine begeisterte Leserin. 🙂
Hallo und vielen Dank für den Tip. Ich schaue mal, was ich herausbekomme.
Entspannte Grüße
Manchmal wird das gemacht, damit die Fläche später wieder stillgelegt und Förderung für die Renaturierung beantragt werden kann. Aber Wiesen werden angesichts der immensen Trockenheit auch zur Bewirtschaftung freigegeben, weil sonst nicht genügend Winterfutter für das Nutzvieh zur Verfügung steht. Pferdehalter beispielsweise haben schwer mit Heuknappheit zu kämpfen und zahlen dort, wo das Heu dank Trockenheit knapp wird, gegenüber den Preisen von vor 2018 mehr als das Doppelte für einen Ballen Heu. Als Pferdehalterin hatte ich vorletzten Winter Probleme, meine Pferde überhaupt artgerecht satt zu bekommen und musste Futter verfüttern, das im Normalfall kein Pferdemensch seinen Tieren vorlegen würde. Trotzdem wurden sie zunehmend dünner. Große Betriebe haben Heu und Stroh aus Polen und Holland kommen lassen. Auch nicht gut für die Ökobilanz.
Das Thema ist komplex. „Doofer Bauer“, blame you, ist schnell gesagt, durchaus auch immer wieder berechtigt, kann aber auch sehr ungerecht sein. Bei uns im Norden gehen inzwischen viele Bauern dazu über, Gründüngung zu säen, Ackerränder mit Sonnenblumen zu bestellen und auf Brachflächen Wildblumen anzusäen. Auch am Rande unserer Pferdekoppeln ist das so auf Flächen, die anderweitig nicht nutzbar sind. Das ersetzt natürlich keine intakten Ökosysteme, wie sie langjährig brach liegende Wiesenlandschaften darstellen und die unbedingt erhalten werden müssen, wo es irgendwie geht. Aber es ist immerhin der Versuch einer Kompensation. Manche Landwirte fangen an nachzudenken.
Der Rückgang an Insekten ist dramatisch, seit Jahren, das ist völlig richtig und furchtbar. Eine einfache Schuldzuweisung ohne Prüfung der Hintergründe ist aber keine Lösung. Das schafft höchstens Fronten.
Nicht anonym
Patricia