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Die amtlich bestätigte Würde

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Kolumne in Unsere Windhunde, Deutscher Windhund Zucht- und Rennverband, Februar 2015 – Neulich hatte ich mit meinem Vater ein Gespräch über die Freiheit und Würde von Tieren. Anlass war die Freisetzung eines Zoo-Orang-Utans in den Dschungel. Ein Gericht hatte den Zoo gezwungen, das Tier in die freie Wildbahn zu entlassen, weil er es in seinem Gehege angeblich nicht artgerecht gehalten werden könne.

Der Orang-Utan sei in seinem täglichen Bedürfnissen so sehr dem Menschen ähnlich, dass die Haltung in einem Käfig seine Würde verletzen und sein Recht auf Freiheit einschränken würde. Obwohl die Verantwortlichen des Zoos dem Gericht erklärten, dass der Orang-Utan im Zoo geboren sei und sich in der Wildnis allein nicht zurechtfinden könne, mussten sie das Tier aussetzen und sich selbst überlassen.

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Im Laufe des Gesprächs kamen wir natürlich auf unsere Whippets zu sprechen. Was ist mit ihrer Würde und ihrer Freiheit? Im Grunde, so mein Vater, wird ihre Freiheit täglich eingeschränkt und somit ihre Würde als Tier verletzt. Natürlich kenne ich meinen Vater gut. Ich wusste, dass das Gespräch auf einer hochtheoretischen und auch bald philosophischen Ebene verlaufen würde. Ich bin verpflichtet, so entgegnete ich, ihre tierische Würde zu wahren. Deshalb bin ich verpflichtet, ihnen neben ihrer Freiheit auch die Sicherheit und die klaren Strukturen einer Gemeinschaft zu bieten.

Was wäre ihre Freiheit wert, wenn sie sich zwar ohne jede Einschränkung  – wie Wildhunde oder Wölfe – bewegen und jagen könnten, ihnen aber jeder menschliche Bezug fehlen würde. Dann sähen sie aus wie Wölfe und würde sich auch so verhalten. Dafür sind Whippets aber nicht gemacht. Sie sind eine Kreation des Menschen für ein Leben mit Menschen. Würde ich diese Hunde in den Wald setzen und sagen: „Na los, geht! Genießt eure Freiheit!“, dann hätten sie eine Stunde Spaß, würden aber dann nicht verstehen können, warum sie das Rudel verstoßen hat. Ganz allein würden sie dann entscheiden, dass sie genug Freiheit hatten und sich einen vollen Napf und einen warmen Schlafplatz wünschen. Sie würden vermutlich versuchen nach Hause zu finden und irgendwann unter einem Auto enden.

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Unsere Hunde brauchen den Menschen und seine Zuwendung. Der Mensch muss ihre Bedürfnisse erkennen und ihnen so viel Freiheit wie möglich, aber auch so viel Schutz wie nötig  geben. Und er muss sie vor allem als Tiere erkennen, nicht als kleinen, netten, hübschen, bepelzten Menschersatz. Denn die Vermenschlichung eines Tieres ist wohl das schlimmste, was man ihm und seiner Würde antun kann. Ich rede nicht von einer Nikolausmütze, die man seinem Hund einmal im Jahr für eine Postkarte aufsetzt. Wütend macht die Zurschaustellung von Tieren als lächerliche Hanswurste. Auf den unterschiedlichen Fotoplattformen begegnet mir dieses Phänomen immer wieder. Sonnenbrille, Jäckchen, Zigarre. Das willenlose Anziehpüppchen mit süßen Kulleraugen. Heute ein roter Hut, morgen eine blaue Jacke. Mit Spitzenkleidchen und Diadem aufgetufft und angezogen wie zum Opernball. Und alle klatschen! Nein, wie herzig! Wo ist denn hier das Gericht, das eine artgerechte Haltung erzwingt? Oder sind Hunde den Menschen nicht ähnlich genug um eine amtlich durchsetzbare Würde haben zu dürfen?

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

4 Comments

  1. Liebe Karla, ich mag diesen Post sehr – jedoch: etwas pauschalisierend ist er schon.
    Wer zum Beispiel auf Instagram Bilder von Hunden mit süßen Jäckchen, Ketten und Mützen postet, nimmt den Hund damit doch nicht sofort die Würde. Und eine nicht artgerechte Haltung ist ihm auch nicht gleich abzusprechen.
    Ich mache das auch ab und zu: mal eine Perlenkette an den Whippethals, mal ein Mützchen auf den Kopf – dann ein Foto schießen, weg mit dem Klimbim und fertig.
    Einfach weil ich es süß finde und meinen Hunden nicht damit schade – da bin ich mir ganz sicher!
    Meine Whippets laufen damit nicht den ganzen Tag herum, denn sie haben besseres zu tun: über die Felder jagen, sich einzusauen und auf dem Sofa chillen.
    Klaro wird es ein paar Kandidaten geben, die ihren Hunden das Tütü nach dem Shooting nicht ausziehen. Aber das ist doch sicherlich die Minderheit.

    In diesem Sinne:
    Greetings & Love & a wonderful weekend
    Ines

    • Ines, es ist doch mein Aufgabe, zu polarisieren. 😉 Aber die Extreme sind da. Und nicht zu knapp. Natürlich ist es nicht schlimm, einem Hund mal ein Kettchen umzuhängen, aber seine zur Schaustellung als willenloses Anziehpüppchen finde ich echt zum Brechen.

      Entspannte Grüße

      • Ja, im Endeffekt wusste ich natürlich wen du ansprichst.
        Aber wenn man eben selbst ab und zu solche Fotos macht, dann fühlt man sich einfach angesprochen.
        Alles Gut!

        Greetings & Love & a wonderful sunday
        Ines

  2. Hallo Karla,
    wieder ein ineressanter Artikel und was zum Nachdenken.
    Ein Oran Utan sollte in seiner ursprünglichen Heimat sein Zuhause haben aber der im Zoo geborene
    wäre sicher auch mit einem artgerechten Refugium und dem vollen Service eines Zoos zufrieden.
    Da ich nicht so gut fototechnisch ausgestattet bin wie du mache ich viele Fotos zu Hause und da werden
    die Hunde schon mal in Szene gesetzt für ein Foto. Also kurzfristig in Anspruch genommen.
    Ansonsten haben sie bei den Spaziergängen so viele Freiheiten wie sie die Freiheit anderer Leute oder Hunde
    nicht beeinträchtigen. So lasse ich sie nicht ohne Leine auf Mutter mit Kinderwagen oder andere Leute mit angeleinten Hunden zulaufen.
    Einen Hund auch draußen und permanent auszustatten wie ein Zirkusäffchen fände ich mehr als grenzwertig und auch besagtes Äffchen täte mir leid wenn es nach dem Job nicht nur einfach Tier sein dürfte.
    LG
    Michael

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