Fast täglich

Der Tag der Dampflaberer

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Die sprechen sich ab! Ganz bestimmt. Wie kann es sonst sein, dass ausgerechnet heute alles an geballter Verklemmtheit, Putzsucht, Ignoranz und schmerzhafter Doofheit auf den Straßen unterwegs ist. Wo sind die sonst? Über Tage ersparen sie der Umwelt ihre Anwesenheit und dann tauchen sie plötzlich auf. Alle gleichzeitig!
Langeweile kommt nicht auf. Mr.Clark und Mono sind einiges gewöhnt. Von bewundernden Blicken, spontanen Streichelattacken und mit Stöcken schlagenden Kleinkindern über Schmähblicke bis zu wüsten Beschimpfungen war bisher alles dabei. Stets zeigen sie sich gelassen und erhaben. Verstünden sie allerdings, was manch Zweibeiner über sie vom Stapel lässt, so müsste ihre Laune eigentlich auf den Nullpunkt durchsacken.

1.Szene: heute morgen, 6:15 Uhr

Eine ältere Dame im blau geblümten Hauskleid wienert inbrünstig die Fensterbank ihres Schlafzimmers. Klar, es ist Freitag, die Fenster nebst Bank sind zwar keimfrei, aber am einem Freitag putzt man eben. Die gleiche Dame fegt jeden Tag den Bürgersteig, bis jedes noch so kleine Leben auf ihm endgültig erloschen ist. Im Herbst hat sie einen 12 Stunden Tag. Am Straßenrand steht ein kleiner Baum. Ihn umgibt ein Beet, das das Schicksal des Bürgersteiges teilt.
Mr.Clark und Mono sind auf ihrer Morgenrunde. Da Mr.Clark zutiefst unglücklich wäre, könnte er nicht jeden Baum und jeden Strauch in seinem Block nach potenziellen Eindringlingen abschnüffeln und dann ausgiebig markieren, eilt er dem kleinen Beet entgegen. Mono dackelt hinterher und imitiert alles, was der Chef tut.  Noch bevor Mr.Clark sich hocken kann, um sein Geschäft zu machen, brüllt die Dame in der Kittelschürze durch ihre Wolkenstores:
Nehmen sie ihre Köter aus meinem Beet! Die scheißen alles voll!“ Die Erfahrung hat uns stark gemacht:“Oh, oh! So böse Worte aus ihrem Munde! Was sollen denn die Nachbarn denken? Außerdem, wussten Sie gar nicht, dass dieser Baum der Stadt gehört …nein … au weh … die viele Arbeit!“ Da wir multitasking sind, wird währenddessen elegant Mr.Clarks Markierung in eine Tüte verfrachtet. Aber Mono wäre nicht Mono, wenn er nicht seinen Haufen stante pede an die gleiche Stelle setzten würde.

Hä?

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So! Und wehe sie haben jetzt keine Tüte mehr …. Heeeiiiiinz…guck ma, da sind wieder die dünnen Hunde!“ Heinz kommt ans Fenster geeilt. Er ist vermutlich der einzige Mann in unserem Sonnensystem, der sich noch Brisk in die Haare schmiert. Sein Feinripp-Unterhemd ist blütenweiß und bestimmt von der Gattin mit Tonnen von Appretur zu Tode gebügelt. „Wenn se datt getz nich wegmachen ….!
Vorsicht, sie fallen aus dem Fenster und dann muss ihre Frau die Sauerei wegmachen. Das wollen sie doch nicht, oder?“ Dem geblümten Hauskleid platzten fast die Knöpfe ab, als sein verhärmter Inhalt Luft holt. Heinz zieht sich zurück. Er kennt das wohl schon. Unbeeindruckt stromern Mono und Mr.Clark zum nächsten Baum. Das nächste Mal ist Ohropax im Handgepäck.

2.Szene: heute mittag, etwa 12:15 Uhr

 Den Hunden ist es zu warm. Sie traben gemächlich ihres Weges. Eine unfassbar dicke Frau -Alter unschätzbar- und ihre noch nicht ganz so dicke Tochter -Alter noch weniger schätzbar- nähern sich. Beide können kaum gehen, schwitzen und schnaufen. Die Tochter vernichtet ein Puddingteilchen. Ein großes Stück fällt ihr aus der Hand und klatscht auf den Asphalt. Mono, Allesfresser vor dem Herrn, ist begeistert und stürzt sich auf den Leckerbissen. Doch da grundsätzlich nichts, aber auch gar nichts von der Straße gefressen wird, muss er sich einem scharfen Aus beugen.
Die beiden Frauen bringen ihre rund 400 Kilo mühsam zum Stehen. „Nun lassen sie ihn doch!“ Im Gesicht der Mutter zeigt sich echte Empörung. „Nein, ich lasse ihn nicht!“ Die Tochter kichert blöde und stimmt ein:“Der kann das doch vertragen.“ „Nein kann er nicht!
Die Mutter keucht:“Das ist doch bestimmt das einzige, was der heute zu fressen kriegt.“ „Ne, heute abend darf er vor der Döner-Bude betteln gehen. Da kriegt er manchmal was!“ Nun wird die Dame laut:“Wollen sie uns verarschen?“ „Ja!“ Die Tochter wird unverschämt:“Sie sollten ihren Hunden mal mehr zu fressen geben. Das ist ja Tierquälerei!“ Die Mutter atmet und schwitzt. Sie kriegt kein Wort mehr ‚raus. Und wie so oft muss dann Dieter Nuhr herhalten: Keine Ahnung? Einfach mal die Fresse halten!

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3.Szene: heute nachmittag, etwa 15:00 Uhr

Die Fliesenleger kommen, um einen kleinen Wasserschaden zu begutachten. Mr.Clark und Mono begrüßen den Meister und seinen Stift freudig an der Tür.
Der Stift ist ein ganz Wichtiger:“Podenco, ne!
Ich:“Nein, Whippets.
Stift:“Aber auch aus Spanien, ne!
Ich:“Ne, von deutschen Züchtern.
Stift:“Aber eigentlich aus Spanien, ne!
Ich:“Neiiiin, eigentlich aus Großbritannien!
Stift:“Das ist England, ne!
Ich:“Ja, so ungefähr.
Stift:“Die Schwester von meiner Freundin hat auch einen Podenco. Der haut aber immer ab!
Ich:“Tja, das sind Jäger!
Stift:“Ne, ehrlich?
Ich:“Ja!
Stift:“Ihre aber nicht.“
Ich:“Doch!
Stift:“Ach so, dann hauen die auch immer ab?
Ich:“Nein! Nur wenn ihnen ein lebensmüdes Kaninchen direkt vor die Füße springt.
Betretene Stille
Stift:“Der Podenco heißt Gonzo. Der ist aus dem Tierheim. Der hat ganz langes Fell.
Ich:“Ähm, sind sie sicher, dass das ein Podenco ist.
Das war eine Frage zu viel.
Stift:“Ja klar!
Ich:“Aber Podencos sind kurzhaarig!
Stift:“Ne!
Ich:“Doch!
Wieder betretenes Schweigen.
Ich:“Nun ja, die Schwester ihrer Freundin wird schon wissen, was sie für einen Hund hat.
Stift:“Der ist auch viel größer als ihre.“
Aus so einer Nummer kommt man nicht so schnell ‚raus. Besonders dann nicht, wenn der Gesprächpartner mitten im eigenen Badezimmer steht.
Ich:“Vielleicht ein Afghane?
Stift:„Wie, die haben auch Hunde?
Aaargh!!
Morgen ist Samstag. Ich möchte darum bitten, dass sich alle Spießer, Feinripp-Träger, Besserwisser, Vielfraße und Dampflaberer in ihren Häusern verschanzen und weder Fenster putzen, noch Puddingteilchen kaufen, noch sonst etwas tun. Bitte, bitte!

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

7 Comments

  1. Volker Merschmann Reply

    Das sind Szenen wie sich nur im Ruhrgebiet abspielen können.
    Mir wurde heute nur im Wald von einer Stockente zugerufen „Es ist Brut- und Setzzeit, sie müssen ihren Hund anleinen!“ und die passende Antwort hatte ich leider nicht parat.

  2. Oh, danke, danke! Den Hunden gebührt die Ehre. Denn ohne sie hätten wir nicht regelmäßig diese Begegnungen der dritten Art. 😉
    @Volker
    Trug die Ente Feinripp? Dann mach einen großen Bogen um sie!
    Entspannte Grüße

  3. @Maja
    Glaub mir, ich habe Nächte wachgelegen und mir Antworten zurecht gebastelt, weil ich stinken sauer war. Zu oft stand ich einfach sprachlos vor soviel Doofheit bzw. Dreistigkeit. Mittlerweile rechne ich immer mit dem Schlimmsten. Dann fängt es sogar an, Spaß zu machen. ;-)))

  4. Grossartig eure Seite! So mitten aus dem Leben 😉
    Grüsse aus Stuttgart
    Sabine

  5. Maja Wehmann Reply

    das ist herrlich, mitten aus dem Leben gegriffen. Schön, dass ihr so schlagfertig seid, mir fällt bei soviel Dreitsheit manchmal einfach nichts mehr ein 🙁

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