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Deckrüden sind keine Sofarüden

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Barbara Thiel hat vor ein paar Tagen einen lesenswerten Artikel über Deckrüden und ihre Besitzer veröffentlicht. In ihren Anmerkungen finde ich mich in vielerlei Hinsicht wieder, denn auch ich habe mittlerweile drei Rüden „deckfertig“ gemacht.

Was so leicht und locker klingt, ist ein nicht zu unterschätzendes Prozedere im Rahmen dessen es vieles zu beachten gibt. Gerade im Ausstellungs- und Zuchtgeschehen müssen vollkommen unerfahrene Rüdenbesitzer an die Hand genommen werden, um sich in dem Dschungel von Bewertungen, Zuchttauglichkeitsprüfungen und Gesundheitstests zurechtzufinden. Ich kann mich hier natürlich immer nur auf die Whippets beziehen, aber wenn man schließlich den Überblick hat, ist es recht simpel. So viel zur Beruhigung derer, die einen jungen Rüden in der Pipeline haben.

Danny, Enjoy The Silence of Little Goblin im freien Stand während eines Spaziergangs. (Skyborne The Room Of My Life x Ch. Play A While Nokia, *21.04.2014, )
Danny, Enjoy The Silence of Little Goblin im freien Stand während eines Spaziergangs. Er ist unsere immer fröhliche, extrem anhängliche Nudel. Sein Jagdtrieb hält sich in Grenzen.(Skyborne The Room Of My Life x Ch. Play A While Nokia, *21.04.2014, )

Learning by doing

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Als ich damals beschloss, den lieben Mr.Clark anzukören, hatte ich absolut keine Ahnung. Weder von Ausstellungen, zu denen ich eigentlich niemals gehen wollte, noch von einer Ankörungen. Beim Kauf des Welpen stand das alles nicht auf meinem Zettel und ich wurde darüber auch nicht aufgeklärt. „Sofahund, Mutter jagt nicht!“ Heute weiß ich es besser.

Ohne jedes Ringtraining stolperte ich mit Mr.Clark in meine erste Ausstellung und fand mich gleich auf V4 hinter sehr namhaften Rüden wieder. Freundinnen hatten mich quasi genötigt, ihn auszustellen und dafür bin ich ihnen heute noch sehr dankbar. Alles weitere war learning by doing, viel Training mit Mr.Clark und viel Durchhaltevermögen. Seine beiden V’s, die für eine Ankörung als Deckrüde beim Deutschen Windhundzucht- und Rennverband damals noch nötig waren, hatte er mit zwei Ausstellung in der Jugendklasse im Sack. Zwei Mal Jugend-BOB. Das spornte an. Mit Jimmy habe ich alles gelernt, was bei Ausstellungen wichtig und für eine Ankörung nötig ist. Zahnstand, Größenmessung, der DNA-Test und der in meinen Augen damals für reine Showlinien völlig überflüssigen Myostatin-Test. Bei nachgewiesen Myostatin freien Eltern, ist dieser Test heute zum Glück im DWZRV nicht mehr nötig. Der WCD hat letzteren noch nie verlangt.

Jimmy aka Mr.Clark aka Ch. Globerunners Alabaster Kid. Jimmy war ein Rüde im Gardemaß von 51 cm, ein sehr feiner Kerl und ein passionierter Jäger.
Jimmy aka Mr.Clark aka Ch. Globerunners Alabaster Kid. Jimmy war ein 51er Rüde, Gardemaß sozusagen, ein sehr feiner Kerl und ein passionierter Jäger.

Seine Züchterin interessierte das wenig bis gar nicht. Sie hat noch nicht einmal mit den Wimpern gezuckt, als Mr.Clark sein DWZRV Schönheits-Championat vollendet hatte. Übrigens bisher der einzige aus dieser Zucht.

Die Verantwortung der Rüdenbesitzer

Sein Pedigree kannte ich mittlerweile in und auswendig. Ich wusste um seine Stärken aber auch um seine Schwächen. Mr.Clarks einziger Bruder ist/war ein Einhoder. Er selbst hatte einen Hoden, der auf der Kippe stand. Seine Züchterin kommentierte das lapidar mit „das wird schon irgendwie“. In seinen ersten Lebensmonaten habe ich den hochstehenden Hoden samt des leicht verkürzten Hodenbands erfolgreich „herunter massiert“, bis er schließlich endgültig eingerastet war. Er war also kein Einhoder im engen Sinne, aber er hätte es ganz sicher vererbt. Zudem war er mental recht dünnhäutig. So schön und erfolgreich dieser Hund war, bei jeder Deckanfrage habe ich das zur Sprache gebracht. Schließlich haben auch die Rüdenbesitzer eine große Verantwortung und hängen durchaus sehr eng an den gezeugten Welpen. Niemand braucht einen Wurf, in dem alle Rüden unten ohne sind. Wenn die Hündin die gleiche Disposition mitbringt, sollte man gleich ganz die Finger von einer Verpaarungsidee lassen. Mr.Clark hat niemals gedeckt.

Mono in Topform
Mono – Conte del Aqua semper-crescendo, *27.06.2010, ein Traum von Hund dessen liebenswerter Charakter in jeder Hinsicht erhaltenswert ist. Er hat tief schwarzes Pigment, starke Knochen und einen ausgeprägten Jagdtrieb. In den letzten sieben Jahren war er so gut wie nie krank.

Alles neu, alles anders

Mit Mono war das alles anders. Seine Züchterin Sandra Biesenbach hatte großes Interesse, diesen Rüden in ihrer Nähe zu haben, seine Entwicklung zu verfolgen und ihn sich als potentiellen Deckrüden quasi zurückzulegen. Das hieß für mich, Monos Ankörung ist Pflicht. Nach Mr.Clark, wusste ich, wie es geht. Ich plante also generalstabsmäßig, meldete bei deutschen Richtern, legte Messtermine fest. Ich ärgere mich heute noch, dass ich beim Messen dieses wunderbaren Hundes aus Prinzip so ehrlich war. Als toller Courser hätte er ohne weiteres einen S & L Champion hinlegen können, wenn er mit 53,5 cm nicht zu groß wäre. Das S in Schönheit und Leistung hat er seit langem in der Tasche.

Mono hat mittlerweile acht Kinder, die sich in ganz Europa und den USA herumtreiben. Ich habe bei ihrer Geburt mitgefiebert und ihren Werdegang soweit das möglich war neugierig verfolgt. Im Vergleich zu den Mengen an Welpen, die die sogenannten Popular Sires produzieren, ist das natürlich sehr wenig, aber zumindest waren beide Würfe durchdacht. Das kann man nicht von allen aktuellen Kombinationen behaupten.

Danny, Enjoy The Silence of Little Goblin im Alter von 6 Monaten, Züchterin: Liane Bertlich, Whippets of Little Goblin, Skyborne The Room Of My Life x Play A While Nokia
Die kleine Freumaschine – Danny, Enjoy The Silence of Little Goblin im Alter von 6 Monaten, Züchterin: Liane Bertlich, Whippets of Little Goblin, Skyborne The Room Of My Life x Play A While Nokia

Auch Dannys Züchterin Liane Bertlich war von Anfang glücklich, einen Rüden aus ihrem Schweden-Wurf in ihrer Nähe zu haben. Selbstverständlich habe ich deshalb auch Danny trainiert, ausgestellt und alle Bewertungen für seine Ankörung gesammelt. Mit großem Erfolg. Nun liegen hier die Papiere, die notwendig sind, um Danny offiziell zu einem Deckrüden im WCD (er ist schließlich im WCD geboren) zu machen, doch es ist wohl meiner allgemeinen Ausstellungsmüdigkeit geschuldet, dass ich sie noch nicht eingereicht habe.

Sowohl Monos als auch Dannys Züchterin standen und stehen mir immer freundschaftlich zur Seite. Sie freuen sich mit mir über Erfolge und leiden mit mir, wenn einer der Rüden mal verletzt oder krank ist. Besser kann es nicht gehen.

Hier ist sie leider abgeschnitten – Monos Züchterin Sandra Biesenbach (semper-crescendo-whippets) mit Mono bei einem Fototermin. Mono hat nach wie vor ein enges Verhältnis zu ihr.

Absprechen, nicht knebeln!

Es ist natürlich in jeder Hinsicht verständlich, dass viele renommierte Züchter die besten Rüden am liebsten in die Hände von erfahrenen Ausstellern geben. Doch auch die haben irgendwann das Sofa voll. Ich bin absolut einer Meinung mit Barbara Thiel, wenn sie in ihrem Artikel schreibt, dass Züchter neue, unerfahrene Welpenkäufer unter ihre Fittiche nehmen sollten, um einen vielversprechenden Rüden gemeinsam mit seinem Besitzer auf den richtigen Weg zu bringen.

Ein Welpenkäufer sollte sich allerdings auch nicht knebeln lassen. Schließlich ist er derjenige, der den Zwerg für einen nicht unwesentlichen Betrag kauft, ihn sozialisiert, ihn aufzieht, ihn füttert und tierärztlich versorgen lässt. Der Welpenkäufer zahlt die Meldegebühren für die nötigen Ausstellungen, die Gesundheitschecks, die Messungen, die Körveranstaltungen, das Coursing- oder Renntraining, die Lizenzgebühren.

Mono - Conte del Aqua semper-crescendo im Alter von sieben Jahren. Mit dem Show-Auge betrachtet, ist er ganz sicher nicht perfekt, aber er ist mit Geist und Körper ein echter Whippet.
Mono – Conte del Aqua semper-crescendo im Alter von sieben Jahren. Mit dem Show-Auge betrachtet, ist er ganz sicher nicht perfekt, aber er ist mit Geist und Körper ein echter Whippet.

Allein die Ankörungen meiner Rüden haben mich alles in allem locker 600 Euro gekostet. Das ist ein halber Welpenpreis. Über Deckakte im Herkunftszwinger kann man je nach Verhältnis zum Züchter sicher diskutieren, aber ich persönlich würde eine Mitbesitzklausel niemals akzeptieren. Ebensowenig würde ich mir von einem Züchter vorschreiben lassen, wann und wo ich einen Hund auszustellen habe. Und ein Züchter der vertraglich festlegt, welche Fotos ich wann und wo von meinem Hund veröffentlichen darf, der könnte seine Brut gleich behalten. Diese und viele andere Konstellationen gibt es auf dem Markt. Je nach dem wie eng die Beziehung zwischen Züchter und Welpenkäufer ist, kann das sogar irgendwie funktionieren. Ich kenne viele Whippetbesitzer, die sehr engen Kontakt zu den Züchtern ihrer Hunde haben. Allgemein ist das allerdings nicht die Regel, dass Besitzer und Züchter so dicke sind und jeden weiteren Schritt auf dem Wege eines Deckrüden absprechen. Da haben wir/ich großes Glück.

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Dannys Züchterin Liane Bertlich mit Danny bei einem Shooting - Er freut sich immer ein Bein ab, wenn er sie und ihre Hündinnen zum Flitzen trifft. Das ist schön zu sehen.
Dannys Züchterin Liane Bertlich (Whippets of Little Goblin) mit Danny bei einem Shooting – Er freut sich immer ein Bein ab, wenn er sie und ihre Hündinnen zum Flitzen trifft. Das ist schön zu sehen.

Nein sagen lernen

Nicht jeder Rüde mit einem feinen Pedigree sollte in die Zucht. Aber wenn Rüdenbesitzer mehr Unterstützung seitens unserer Verbände bekämen, wäre das für Anfänger eine große Hilfe. Und – es sollte endlich mal das Märchen beerdigt werden, dass der Deckrüde immer Schuld hat. Er hat Schuld, wenn eine Hündin nach einem Deckakt leer bleibt, er trägt die Schuld an kleinen Würfen, er trägt die Schuld an allem. Das stimmt nicht. Andersherum, wer einen Rüden ankört, um mal flott Kohle zu machen, ist auf dem falschen Dampfer. Ein Deckrüde ist keine Gelddruckmaschine. Erst recht nicht, wenn sein Pedigree auf wackeligen Beinen steht und zudem die Erfolge im Showring ausbleiben. Und es kann durchaus sein, dass ein rundherum toller, gesunder angekörter Rüde mit allen Referenzen und einer weithin klingenden Ahnentafel niemals deckt. Denn als Deckrüdenbesitzer muss man auch deutlich nein sagen können. Schließlich sollten seine Welpen aus einer gesunden, charakterfesten Hündin geboren, gut versorgt und sozialisiert werden und liebe Besitzer finden. Nur dann macht eine Verpaarung Sinn und nur dann kann sich der Kreis schließen.

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

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