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Wir schreiben viel über unsere Hunde. Wir schreiben darüber, was sie mögen oder auch nicht, was sie tun oder was sie gerade nicht tun wollen. Wir schreiben, wie schön, süß, nett, verschroben, verfressen oder böse sie sind. Könnten unsere Hunde über uns schreiben, wir müssten uns ganz sicher die Augen reiben und uns fragen, ob wir tatsächlich gemeint sind.
Als ich neulich für die neue Website des Deutschen Windhundzucht- und Rennverbandes e.V. den Text über die Whippets schrieb, juckt es mir schon in den Fingern, Mono sprechen zu lassen. Er ist der nun fast neun Jahre alte Boss. An wilden Tobereien beteiligt er sich nur noch selten. In sich ruhend wie ein buddhistischer Mönch wacht er über sein Rudel und denkt sich seinen Teil. Doch wer nun schlussfolgert, dass er deshalb der altruistische Überwhippet sein muss, ist auf dem Holzweg.
Mono fragt sich …
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Er würde sich nämlich folgendes fragen: Warum tun die sich das an? Sind die total bescheuert? Warum lassen sie sich jeden Tag nach Strich und Faden verarschen? Kaum stehe ich an meinem Cosybed und mache Kulleraugen, kommt ein Zweibeiner gerannt. Mono? Komm, ich decke dich zu. Ich darf das, weil ich ein Senior bin, sagen sie dann. Aber, die Nummer ziehe ich schon ab seitdem ich ein vorpubertärer Proll war, der aussah wie die Laubsägearbeit eines notorischen Absinthtrinkers. Nein, so schlimm war es nicht. Aber fast.
Was habe ich, was haben wir an uns, dass sie uns opportunistische, dreiste, manipulative, freigeistige, nicht selten beratungsresistente, dickköpfige Erscheinungsformen so sehr anbeten? Ist das eine Spielart von Masochismus? Eher nicht, denn wir können, wenn alles passt, auch richtig nett sein.
Früher habe ich sie springen lassen, weil ich das Futter mit dem fiesen Nachgeschmack nicht mochte, heute lasse ich sie hüpfen, weil mein Lieblingskeks nicht pünktlich aus der Packung wandert. Und sie hüpfen tatsächlich. Aber ich bin ja ein Senior. Dem verzeiht man das. Ich lache mich scheckig! Wenn das Alter diese Vorzüge mit sich bringt, dann werde ich mindestens hundertsieben.
Leider haben sie dazu gelernt
Allerdings muss ich zugegeben, dass sie dazu gelernt haben. Sie lassen mich warten. Sie verweigern mir den dritten Keks, weil ich angeblich zugenommen habe. Sie rufen mich ran, wenn ich jagen will und sie halten mich davon ab, die French-Bulldogs zu verprügeln, die ich so hasse. Aber ich werde es wieder versuchen, wenn keiner hin schaut. Das wird sehr bald geschehen, denn heute bin ich so etwas wie ein Leisetreter. Wenn die anderen rennen wie die Irren, bellen, toben, tue ich so, als gäbe ich mich voll und ganz der Suche nach Mäusen hin. Unter strenger Überwachung stehe ich auch deshalb schon lange nicht mehr. Ich genieße ihr Vertrauen und das nutze ich. Nicht mehr so oft, aber bei Gelegenheit. Diese Taktik ist perfekt, um Verlustängste zu schüren, nur leider hat Hudson das noch nicht kapiert.
Verweigere das Normale, fordere das Besondere!
Manchmal ist er ja ganz witzig, aber dieses durchgeknallte, daueraktive Jubelmonster ist viel zu sehr damit beschäftigt, Everbody’s Darling zu sein. Zurückhaltung ist der Schlüssel, nicht Aufdringlichkeit. Entziehe dich und du hast alle Augen auf dir. Dann höre ich: Mono? Mooono! Ich könnte mich wegrollen, wenn ich diesen komischen Unterton in ihrer Stimme höre. Sie macht sich Sorgen. Ich erlaube mir noch ein wenig zu stöbern und gebe dann Gas. Hier bin ich. Zack, Keks. So einfach ist das. Aber der Zwerg, der haut die Hacken in den Teer, wenn nur irgendwer seinen Namen denkt. Natürlich kann er dann nicht jedes Mal ein Goodie abgreifen und guckt dann immer ganz verstört.
Das schlimmste ist, er nimmt schnödes Trockenfutter. Einfach so, unterwegs und hat dabei keine blasse Ahnung, dass er quasi mit dem Dampfhammer die Preise in den Boden stampft. Wobei wir wieder bei der Feinabstimmung wären. Verweigere das Normale, fordere das Besondere! Ich liebe dieses blöde Gesicht, wenn sie mich belohnen will, ich aber den Brocken in ihrer Hand schlicht ignoriere. So setzt man sie unter Druck, du Nullchecker!
Ich bin der Geheimnisvolle
Vermutlich wird die kleine Landplage das niemals verstehen, denn er ist ganz anders als ich. Er ist weder distinguiert noch feingeistig, weder geheimnisvoll noch wählerisch. Hudson ist diese Art von Freund, der dich ständig anbufft, der auf deine Schulter haut, der sein Bier so runter stürzt, dass ihm der Schaum aus der Nase quillt und der immer über seine eigenen Witz lacht. Auch deshalb kriegt er von den Mädels ständig die Hucke voll. Ich hingegen halte mich meistens zurück. Und dafür lieben sie mich. Denn sie wollen keinen Clown, der sie blöd von der Seite anquatscht. Sie wollen den eleganten Herren, der allein in der schummerigen Ecke einer Bar sitzt und sie gar nicht zu bemerken scheint.
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Ich entziehe mich. Ich werfe Fragen auf.
Fremde Menschen fallen übrigens immer wieder darauf herein. Wenn Hudson, der Depp, schon längst Nasenabdrücke auf Brillen und Pfotenspuren auf Hosen hinterlassen hat, stehe ich daneben und ignoriere. Ich ignoriere so laut, dass spätestens nach dreißig Sekunden die immer gleiche Frage kommt: Und der da ist der Schüchterne, ne? Äh, ne. Ihr interessiert mich einfach nicht. Und genau deshalb wollen sie alle meine Aufmerksamkeit. Das kann doch nicht sein, dass dieser Hund mich ignoriert. Ich konnte doch schon immer gut mit Tieren … blablaba. Nein, ich entziehe mich, ich werfe Fragen auf, die beantwortet werden wollen. Ich habe sie alle im Griff. Schließlich haben sie mich auf sich selbst losgelassen. Nun müssen sie mit den Konsequenzen leben.
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1 Comment
Gratuliere ! Ein ganz großartiger Text, ein Genuss zu lesen !