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Gestern Abend zeigte der WDR die Reportage „Reine Rasse – Volle Kasse. Das Geschäft mit der Qualzucht“. Fünfundvierzig Minuten Wasser auf die Mühlen derer, die die Rassehundezucht für ohnehin nur finanziell motiviert und deshalb für überflüssig halten.
Der Verband für das Deutsche Hundewesen kommt extrem schlecht weg, wenn ihm sowohl von dem 2012 aus dem VDH ausgeschiedenen Prof. Ottmar Distl (Tiergenetiker), als auch von dem Veterinär Dr.Ralf Unna eine altvordere Wegschaumentalität in Bezug auf Rassen mit massiven Gesundheitsproblemen vorgeworfen wird.
Wieder die Extreme
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Allerdings hat sich auch diese Reportage leider wieder nur die extremen Beispiele aus der Hoch- bzw. der sogenannten Qualzucht herausgesucht. Der Cavalier King Charles wird irre, weil sein Hirn nicht in die vom Standard gewünschte Kopfform passt. Der Mops kriegt durch seine im Grunde nicht vorhandene Nase schon im Stand keine Luft.
Die Tatsache, dass unter dem Dach des VDH auch gesunde Hunde gezüchtet werden, fällt nur deswegen nicht komplett unter den Tisch, weil der Autor Philipp Hampl eine patente Labradorzüchterin zu Wort kommen lässt. Ihr täglich Brot ist das, was wir uns für die Whippets wünschen: Ihr Labradorclub führt nämlich eine penibel aktuelle Datenbank, in der alle dort gezüchteten Hunde und ihre medizinischen Daten aufgeführt sind.
Der Popular Sire
Das Problem des Genetischen Flaschenhalses kommt ebenso zur Sprache wie der Popular Sire. Den kennen wir z.B. in Gestalt von Crufts BIS-Winner 1992 Pencloe Dutch Gold. Mr.Clark hat ihn nur 3 Mal in seinem Pedigree. Dafür findet sich der Rüde Hillsdown Fergal 8 Mal und Siobhan of Hillsdown ganze 12 Mal. Mr.Clark hat einen Ahnenverlustkoeffizienten von 45,7 Prozent.
Zum Vergleich: Bei Mono finde ich Pencloe Dutch Gold 9 Mal und Nutshell of Nevedith 8 Mal. Er hat jedoch einen Ahnenverlustkoeffizienten von nur 33,5 Prozent, weil er aus einer Outcross-Verpaarung stammt.
Die Crufts als Vorbild?
Als zaghafte, aber lobenswerte Neuerung wird die Einführung des Vetchecks auf der Crufts herangezogen. Die Reportage Pedigree Dogs Exposed hatte die britische Rassehundezucht derart erschüttert, dass der Kennel-Club im Grunde nicht anders konnte, als sein Haltung zur Übertypisierung einzelner Rassen zu ändern und den verpflichtenden Gesundheitscheck für seine Winner einzuführen. Nach Ankündigung des Checks sind dort die Meldezahlen der kritischen Rassen drastisch eingebrochen.
Der VDH hingegen, so stellt es die Reportage zumindest dar, hat kein Interesse an solchen Kontrollen bei und nach großen Ausstellungen. Warum eigentlich nicht?
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Eine 6 für die PR-Abteilung
Diese und ähnliche Berichte wären für den VDH eine Chance, Stellung zu beziehen. Doch er tut es nicht. Stattdessen lässt er Raum für Herrn Zajac, der sich aufplustert und als Retter der Hundewelt in Pose wirft. Dem ganz normalen Hundeliebhaber bleiben also nach 45 Minuten lediglich die Bilder von todkranken Pedigree-Hunden im Kopf und das Gefühl im Bauch, dass das nicht richtig sein kann.
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9 Comments
In einer Vorgänger-Reportage dieses Beitrags wurde ein ausführliches Interview mit Prof. Peter Friedrich auf kaum 2 Minuten gestutzt und vollkommen sinnentfremdend zusammengesetzt. Als Aussage kam schlußendlich genau das Gegenteil heraus, was eigentlich gesagt wurde. Verständlich, daß man kein zweites Mal Lust hatte, sich so verarschen zu lassen… Das Ergebnis der „Recherchen“ stand schon vorher fest, an objektiver Berichterstattung bestand von Anfang an kein Interesse. Also glauben wir weiterhin, daß Möpse, Bulldoggen und Mastini die einzigen Rassehunde sind – ein zackiger Irish Terrier hätte halt zuwenig hergemacht…
Danke Barbara, das ist eine gute Hintergrundinfo! Um so fataler ist es natürlich, denn der „normale“ Zuschauer weiß das nicht.
Der Bericht ist, wie viele dieser Art, leider sehr tendenziös und hinterlässt ein verzerrtes Bild.
Entspannte Grüße
Und zur Klarstellung dient vielleicht auch die Stellungnahme des VDH, welche anlässlich der Erstausstrahlung dieses tendenziösen Berichts veröffentlicht wurde: http://www.vdh.de/die-story—viel-rasse-volle-kasse-das-geschaeft-mit-der-hundezucht.html
Viele Grüße,
Barbara
Danke! Allerdings gibt es in Bezug auf Interviews ja auch Klauseln, mit denen man Kürzungen ausschließen kann. In diesem heiklen Fall sollte der VDH auch in Zukunft sicherstellen, dass eine Veröffentlichung erst nach Vorlage des Berichts stattfinden kann. Das ist durchaus üblich.
Knackige, unmissverständliche Aussagen kann man übrigens nur schlecht kürzen.
Entspannte Grüße
Ich hab den Bericht zwar leider nicht gesehen, aber es ist doch eigentlich immer dasselbe. Ein Bericht über die Crufts von vor einigen Jahren (BBC 2010 und ein update glaub ich von 2013) hat ja auch kein gutes Haar an Qualzuchten gelassen. Versteht mich nicht falsch, aber ich finde das erst mal gut. Wir haben halt Glück, dass der Whippet keine Qualzucht ist, aber die aremen geschundenen Kreaturen, die nur noch krank dahinvegetieren, das kann es ja nicht sein und das muss auch unterbunden werden.
Und hier mach ich jetzt wieder den Schwenk zum Whippetmeeting. Auch wir sollten früher an später denken. Die Einführung der Gesundheitsdatenbank wäre vielleicht ein erster Schritt gewesen. Aber solang sich Neid Missgunst und Boshaftigkeit über die Vernunft und das allgemeine Interesse setzen, ist hier wohl kein Blumentopf zu gewinnen. Ist die Frage, wie lang das gut geht…. Eigentlich hab ich wenig Lust, irgendwann – vielleicht erst in 20 Jahren – den Whippet in so einem Bericht zu sehen!
Nun ja Petra, aber in einer ausgewogenen Berichterstattung muss ebenso klargestellt werden, dass Extreme wie Mops, Cavalier Kings Charles, Shar Pei oder Bulldogge nicht allein auf der Welt sind. Schließlich gibt es noch viele, viele andere Hunderassen, die durchaus fit und gesund sind. Und warum zeigt man z.B. nie die teilweise zur Witzfigur deformierten Deutschen Schäferhunde? Ich finde das merkwürdig. Entspannte Grüße
edit: Ich habe die Reportage oben verlinkt. Sie kann in der WRD-Mediathek angeschaut werden.
Ich finde es sehr wichtig, dass diese Missstände deutlich aufgezeigt werden. Freilich hätte es gut getan, auch andere Rassen zu zeigen. Nie würde ich einen Hund kaufen, ohne den Züchter zu kennen. Aber dieser Film hat mich sehr erschüttert und ich bezweifle seither auch, dass jeder Züchter das Wohl seiner Hunde und seiner ´Kunden´, ja nicht mal das Wohl seiner Rasse zum Ziel hat. Züchten die nur für die vergoldeten Blechtöpfe, die sie dann massenweise im Wohnzimmer aufstellen? Und was ist mit den Richtern, die solche Hunde nicht nur tolerieren sondern sogar auszeichnen ? Ich haben ein Hundebuch von 1975, wo Dogge, Deutscher Schäferhund, Mops, Barsoi, Boxer… noch ganz anders aussehen als heute auf den Ausstellungen . Hat sich da überall der Standard geändert? Sich immer auf die ´gesunden´ Rassen zu berufen halte ich für zu wenig. Eventuell sind wir Whippetleute nur langsamer unterwegs und die Auswirkungen von zu ´freundlichen´ Beurteilungen werden erst 2050 sichtbar. Ich wäre beruhigt, wenn man deutliche Maßnahmen FÜR eine gesunde Hundezucht, egal welcher Rasse, erkennen könnte.
Bei eigentlich jeder Rasse stellen sich die Hunde von vor 30 oder mehr Jahren anders dar als heutzutage. Ob besser oder schlechter mag man dahin gestellt lassen.
Wir hatten in den letzten Jahren immer mal wieder Anfragen von TV-Sendern die ganz kurzfristig was über den Corgi bringen wollten und schon am Folgetag bei uns zu Hause einfliegen wollten.
Wir hatten immer abgelehnt weil ich es schon öfter mitbekommen hatte wie Interviews so geschnitten wurden, dass der Tenor ein anderer war und es oft etwas ins Lächerliche gezogen wurde. Darauf konnten wir dankend verzichten.
Gruß
Michael