Fotografie

Bobby-James und der Monaco Franze

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Warum tue ich mir das an? Ganz ähnlich wie meine Whippets sind auch meine Rosen recht anspruchsvolle Mitbewohner. Sonne, Halbschatten. Regen ist doof, Trockenheit aber auch. Der schöne Monaco Franze ist zum Glück recht robust. Das gilt aber nicht unbedingt für alle seine Verwandten.

Ramblerrose Bobby-James
Ramblerrose Bobby-James

Bobby-James ist älter als die Waltons

Bobby-James könnte auch der jüngste Bruder der Waltons sein. „Gute Nacht Jim-Bob, gute Nacht John-Boy, gute Nacht Bobby-James!“ Ist er aber nicht, denn er ist weit älter als die legendären Seriengeschwister. Denn die recht schnell wachsende Ramblerrose erhielt schon 1960 in der südenglischen Sunningdale Nurserie ihren Namen. Warum genau, wird nicht klar. Leider, denn in der Regel stecken hinter den Namen schöner Rosen auch schöne Geschichten, wichtige Anlässe oder wahlweise blaues Blut. Unser Monaco Franze, Jubilée du Prince de Monaco, zum Beispiel ist eine Züchtung von Meilland zum 50. Regierungsjubiläum von Fürst Rainer von Monaco im Jahr 2000.

Ramblerrose Ghislaine de Féligonde
Ghislaine de Féligonde

Ob Heldin oder nicht, Ghislaine betört den ganzen Sommer

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Eine kolportierte Geschichte des Namens der wunderschönen Ghislaine de Féligonde hingegen ist wohl eher eine Fabel. Angeblich, so erzählte man sich lange, soll sie nach einer heldenhaften französischen Dame benannt sein, die im ersten Weltkrieg ihren verletzten Mann von der Frontlinie gerettet hatte. Den Experten deutlich plausibler ist jedoch, dass Ghislaines Züchter Eugène Turbat diese Rose schlicht nach der kleinen Tochter eines befreundeten Paares benannte. Mir ist es egal, denn ihr Name ist so oder so sehr poetisch. Und tatsächlich hat sie kaum Dornen. Ganz erstaunlich.

Ramblerrose Ghislaine de Féligonde
Ghislaine de Féligonde

Invasion der Monsterblattläuse

Dafür hatte sie in diesem Frühling um so mehr Besucher. So wie alle anderen Rosen auch. Eine Invasion von Monsterblattläusen fiel über meine Schützlinge her. Ich hätte diese Biester in Kilosäcke abpacken können, denn so irrsinnig viele konnte unser Meisenpäarchen seinem gierigen Nachwuchs gar nicht in seine Hälse stopfen. Letzterer wäre vermutlich ebenfalls zu monstergroßen Vögelchen mutiert, hätte nicht mehr durch das Loch seines Nistkastens gepasst und ihn irgendwann von innen gesprengt. Auch unsere drei bis fünf Marienkäfer standen auf verlorenem Posten an der Blattläusefront. Ich konnte sie förmlich rülpsen hören und ganz sicher habe ich gesehen, wie sie ihre fetten Bäuchlein rieben.

Bobby-James und der Monaco Franze - Paul's Himalayan Musk
Die Ramblerrose Paul’s Himalayan Musk ist innerhalb eines Sommer etwa drei Meter gewachsen. Nun blüht sie wie verrückt.

Heute habe ich die Monsterblattläuse zum Glück im Griff. Mit wahlweise einer Dusche aus Schmierseife, einem scharfen Wasserstrahl oder schlichten Gummihandschuhen kann ich sie irgendwie in Schach halten. Nur die Rambler machen mir manchmal Sorgen. In fünf Metern Höhen habe ich einfach keine Kontrolle mehr. Zum Glück scheint Paul recht unbeeindruckt angesichts des Überfalls. Paul’s Himalyan Musk, wie er richtig heißt, blüht aktuell wie verrückt. Ebenso verrückt ist er in den letzten Monaten gewachsen.

Der Superrambler aus dem Königreich

Unseren Paul gibt übrigens schon seit 1916. Der britische Rosenzüchter George Paul jr. taufte ihn schlicht nach seiner Nurserie in Chesnut, Paul & Son. Mir hätte eine schönere Geschichte besser gefallen, aber manchmal sind auch die Namen der Rosen ganz profan und simple. (Es lohnt sich übrigens sich durch Umberto Eccos „Der Name der Rose“ zu ackern. Aber das ist ein anderes Thema.)

Bobby-James und der Monaco Franze - Strauchrose Augusta Luise
Die Edelrose Augusta Luise hat riesige gefüllte Blüten und duftet ganz wunderbar.

Dafür ist die wie ich finde atemberaubende Augusta Luise mit einer um so schickeren Geschichte gesegnet. Und sie duftet ganz wunderbar nach Pfirsichen. To make a long story short: Züchter Mathias Tantau jun., 1999, zum 250 Geburtstag Goethes seinem allerliebstem Gustchen gewidmet. Der Rest liest sich sehr flott bei Wikipedia nach.

Es ist wie immer: Einfach ist langweilig!

Um zu meiner Eingangsfrage zurückzukommen, warum tue ich mir Rosen an? Die meisten – außer der Monaco Franze – sind zickig und pieksen ganz übel, erwarten aber im Gegenzug zu ihrer manchmal recht abweisenden Art eine Dauerbetreuung. Echter oder falscher Mehltau? Zu Hülf! Sternrußtau? Bitte, bitte tu doch was! Zu viel Wasser, zu wenig Wasser, zu viel Regen, zu wenig Regen. Sie müssen gepampert und regelmäßig beschnitten werden, sonst mutieren sie schnell zu spidderigen Unansehnlichkeiten. Vielleicht mag ich sie gerade weil sie eben nicht klaglos vor sich hin wachsen. Ich mag sie, weil sie so anspruchsvoll sind. Das wird es sein. Man sagt ja gerne, jeder bekommt das, was er verdient. Ich habe Whippets und Rosen. Zusammen reichen sie eigentlich für zwei Leben.

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Für den Fall, dass meine Fotos den geneigten Leser irritieren: Ich habe mit der Canon EOS 5Ds R und dem Canon EF 50mm 1:1,2L USM Mehrfachbelichtungen gemacht. Mal drei, mal vier Fotos, die die Kamera automatisch zu einem Bild zusammenfügt. Eine Freundin brachte mich darauf. Danke noch einmal!

Ramblerrose Veilchenblau
Ramblerrose Veilchenblau
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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

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