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Ist euch schon einmal ein Richter in einer ausgeleierten Jogginghose und einem dreckigen T-shirt im Ring begegnet? Nein? Mir auch nicht. Egal ob sie auf einem Rennplatz knöcheltief in der Matsche stehen oder die Europasieger-Schau richten, sie wahren ausnahmslos alle die Form und kleiden sich dem Anlass angemessen. Und genau das sollten auch die Aussteller tun.
Neulich fragte mich eine Ausstellungsanfängerin, wie sie sich in Zukunft im Ring wohl passend zu kleiden hätte. Eine einfache Antwort gibt es auf diese Frage leider nicht, doch ein paar goldene Regeln gilt es immer zu beachten. Bin ich drinnen oder draußen? Was sagt das Regenradar? Wie feierlich ist der Anlass? Wer richtet? Betoniert sicher ist auf jeden Fall, dass der gemütliche Jogginganzug im Schrank bleibt. Immer!
Blendgranate
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Im Rahmen einer Sommer-Ausstellung stand eine Dame neben mir im Ring, die ich ohne dunkle Sonnenbrille nicht direkt ansehen konnte. Sie trug einen schreiend pink-violetten Hosenanzug der Sorte, die schmilzt, wenn man ein Feuerzeug daran hält. Geschmackssache, ohne Zweifel. Aber sollte das eigene Outfit den Hund überblenden? Von dem hat man nämlich nicht mehr viel gesehen, da das Pink in der Sonne rosa nach unten abstrahlte. Außerdem musste der Richter seine Augen beschirmen, um den in der Bewertung befindlichen Whippet überhaupt anschauen zu können.
Schmuddelschnösel
Zu einer anderen Gelegenheit schlurfte ein Aussteller im ausgebeulten, leicht schmuddeligen Schlabberfreizeitdress mit einem noch dazu vollkommen untrainierten Whippet auf den Richter zu. Letzterer ist immer tadellos gekleidet, und man konnte förmlich die Stresspickel in seinem Gesicht sprießen sehen. Natürlich hat er nur den Hund zu beurteilen, doch das Paket Handler-Hund muss in seinen Augen nicht nur ein offener Angriff auf sein ästhetisches Empfinden, sondern auch eine schamlose Respektlosigkeit gewesen sein. Mit der passend gewählten Garderobe macht der Aussteller/die Ausstellerin schließlich nicht nur eine gute Figur, sondern zeigt darüber hinaus eine gewisse Wertschätzung für den Anlass und natürlich den Richter.
Es geht nur um deinen Hund
Es geht nicht um dich. Es geht um deinen Hund! Am Abend vor einer Ausstellung sollte man sich immer wieder dieses Mantra vorbeten. Die Kleidung des Ausstellers muss hinter den Hund zurücktreten bzw. einen passenden Hintergrund bieten. Einen hellen oder weißen Hund zeigt man nicht in einer weißen Hose. Man sähe ihn kaum noch. Eine dunkle Hose oder ein dunkler Rock hingegen kontrastiert und hebt die Linien des Tieres hervor. Und umgekehrt natürlich.
Bei Outdoor-Ausstellungen diktiert immer das Wetter das Outfit. Ich selbst habe schon im Dauerregen auf einem schlammigen Acker meine Hunde in Gummistiefeln gezeigt. Die sind eigentlich weit weg von angemessen, in ihnen läuft es sich auch nicht besonders elegant, doch die Umstände machten sie nötig. Dafür hat jeder Richter Verständnis, insbesondere dann, wenn ihm selber schon das Wasser in die Schuhe läuft.
In Sturm und Regen ist fast alles erlaubt
Im Regen und bei großer Hitze wird er/sie wohl auch nichts gegen einen Hut oder eine Kappe haben. Sonnenbrillen hingegen sollten möglichst in der Tasche bleiben. Ebenso wie das Handy. Denn nichts ist peinlicher als ein durchdringendes Bimmeln, das wie ein scharfes Messer die Einzelbewertung durchschneidet. Ich weiß, wovon ich spreche. Das passiert einem Aussteller genau ein einziges Mal und dann nie wieder.
Sportliche Eleganz
Generell ist man mit sportlicher Eleganz immer auf der richtigen Seite. Eine ordentliche Jeans oder Chino, eine Bluse oder ein Polohemd – bevorzugt gebügelt – und ein Blazer passen im Grunde immer. Von wallenden Tüchern und Roben sollte man absehen, denn sie können z.B. beim Stellen den Hund verdecken.
Die italienische Handlerin Bianca Rocco trägt fast immer enge Etuikleider oder Kostüme, an denen sie den Schlitz mit einem Gummiband fixiert hat. An ihr sieht es hübsch aus, denn sie hat eine gute Figur und sie weiß in jeder Sekunde, was sie tut. Doch generell sollte man mit kurzen Röcken im Ring vorsichtig sein.
Ich persönlich trage ausschließlich Hosen. Zu oft muss ich mich vorbeugen oder hocke gar auf den Knien. In einem Rock würde ich mich furchtbar unwohl fühlen. Damit täte ich mir keinen Gefallen, denn wohl fühlen sollte man sich unbedingt, um einen Hund souverän zeigen zu können. Katastrophal, müsste ständig ein rutschender Träger zurechtgezippelt oder ein Rock in Position gebracht werden. Das wirkt hampelig und bringt nur Unruhe in Mensch und Hund.
Nicht nur Männersache
Im Vergleich zur holden Weiblichkeit haben es die ausstellenden Männer da deutlich leichter. Jeans und Hemd, je nach Anlass noch ein Sacko darüber und fertig sind sie. Einige Männer tragen im Ring ausnahmslos und immer einen Anzug. Egal ob 40 Grad vom Himmel brutzeln oder ein eiskalter Wind durchs edle Tuch weht.
Das ist eine Frage der Überzeugung und des persönlichen Stils, aber ein Muss ist es nicht. Dennoch tun sie es nicht selten, um in der Kombination mit ihren Hund sowohl im Ring als auch auf Fotos sofort wiedererkannt zu werden. Der italienische Züchter Arnaldo Cotugno z.B. trug während der Saison 2011 auf jeder Show immer das selbe zyklamfarbene Leinensacko.
Stefan Boieck greift mit seinem silbernen Jacket deutlich tiefer in die Glamourkiste. Es gibt andere, an denen dieser Look mehr als clownesk wirken würde, doch Boieck und sein Weltsieger Agha Djari’s Unplugged Version sind ein sensationelles Paar und immer wieder toll anzusehen.
(Anmerkung einer Leserin: Cotugno und Boieck halten sich nicht an die oben erwähnte Farbregel. Stimmt, aber das sind Profis, die ihre Hunde so stellen, dass sie perfekt zur Geltung kommen. Fotos reiche ich nach.)
Als Ausstellungsneuling muss man natürlich der Oberliga nicht nacheifern, man kann sie sich aber zum Vorbild nehmen. Denn in Gesprächen mit erfahrenen Richtern wird immer wieder deutlich, dass sie großen Wert auf ein gespflegtes Erscheiningsbild legen. Das gilt für den Aussteller fast in gleichem Maße wie für den gezeigten Hund. Ein schicker Blazer hilft wenig weiter, wenn der Hund viel zu lange Krallen und schmutzige Zähne hat. Umgekehrt kann ein schlampertes, lustloses Auftreten dem Richter schnell die Laune verhageln, egal wie gut der Hund am Ende der Leine ist.
Eigentlich ist es einfach
Der Dresscode im Ring ist im Prinzip sehr simpel. Kleide dich so, dass es deinem Hund zum Vorteil gereicht. Wähle Kleidung, in der du dich gut bewegen kannst und die auch im forcierten Trab an Ort und Stelle bleibt. Wähle eine Showleine, die zur Farbe des Hundes passt. Achte auf den Anlass und die Richter. Briten mögen es in der Regel förmlicher. Eine Abendgala fordert Feierlicheres, als eine normale CAC-Schau.
Aus verständlichen Gründen habe ich hier nur postive Beispiele gewählt. Negative gäbe es zu genüge, doch über Geschmack lässt sich bekanntermaßen nicht streiten.
Viele Fotos zeigen oftmals erst im Nachhinein Details, die im Eifer des Showgefechts zunächst überhaupt nicht auffallen: Katastrophale Zähne bei hoch dotierten Champions, noch blutige, viel zu kurz geschnittene Krallen, offene Nähte an Blusen, lustig baumelnde Reinigungszettel an Sackos, Preisschilder unter Schuhen und die Fingernägel einer Richterin, die sehr, sehr laut nach Bürste und Seife schreien. Nobody’s perfect.
Damit nun keiner meint, ich wollte mich hier aus der Affäre ziehen – das Foto unten zeigt mich in einem meiner Lieblingsoutfits mit Mono beim Windhundfestival Donaueschingen 2012. Leider ist auch diese Hose nach einer Fotosession den Weg alles Irdischen gegangen. Ich habe sehr getrauert.
Ich wünsche viel Spaß und viel Erfolg für die Saison 2013!
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edit: Das Titelfoto zeigt Züchter/Richter Olaf Knauber mit seiner Grey-Hündin Happy Hunter’s Midsummer Night’s Dream im BIS-Ring auf der CAC-Schau in Gelsenkirchen am 29.09.2012.
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5 Comments
Ich stimme dem Artikel voll zu, allerdings finde ich 2 Beispiele nicht gerade gelungen, da sie dem vorher Gesagten widersprechen: Herr Cotugno mit weiße Hose und fast weißem Hund- da nützt auch die lila Jacke nicht- und Herr Boieck mit schwarzer Hose und schwarzem Hund,obwohl oben herum alles passend.
Hallo Karla,
Danke für diesen Artikel. Ich bin froh, dass das Thema „was ziehe ich bloß morgen an?“ in diesem Fall nicht nur Frauensache ist ;-). Ok, für manche ist es gar kein Thema…aber sei’s drum…..
Ich denke, dass ein gepflegtes Äußeres den Richtern ein gewissen Respekt entgegen bringt und gehört zum guten Ton wie den Tagesgruß zu entrichten.
viele Grüße
Sandra
Sie haben recht Frau Dr. Rittner, aber beide, Cotugno und Boieck, sind absolute Profis und handlen ihre Hunde so, dass sie meistens frei stehen. Für Anfänger ist die Farbregelung eine ganz gute Orientierung. Ich suche aber nochmal nach adäquaten Beispielen.
Entspannte Grüße
Liebe Karla,
vielen Dank für diesen Artikel. Auch als Mann stellt sich die Frage was man anziehen kann/sollte.
Drinnen oder draußen, wie verspricht das Wetter zu werden?
Dem Wetter angepasst sollte es sein und man sollte sich trotzdem sehen lassen können.
Aber man sollte sich auch mit seiner Wahl wohlfühlen finde ich und da findet sich immer ein
Mittelweg. Und vielleicht auch an Ersatz denken wenn die Schuhe vom Vortag noch nicht wieder
trocken sind, die helle Hose deutliche Begrüßungsspuren des Hundes zeigen oder man am
Hemd erkennt das der Träger mit der Leine in der einen und einem Glas oder Teller in der anderen
Hand zu kämpfen hatte und den Kampf verloren hat.
Wenn man dem Hund im Ring das eine oder andere Leckerchen zusteckt ist auch ein sauberes Tempo
in der Tasche praktisch mit dem man sich die evetl. leicht fettigen Finger unauffällig sauber machen kann
bevor man dem Richter die Hand gibt.:)))
Liebe Grüße und bis bald mal wieder,
Michael
Ja Michael, du hast recht. Das Ersatzoutfit. Ich hatte die Sache mit dem Kaffe und dem weißen Polohemd, Grummel… und das kurz vor dem Richten. Da half nur, eine Jacke darüber zu ziehen. Aber mittlerweile habe ich auch immer Ersatz im Auto, es sei denn meine gewählte Klamotte ist total umempfindlich.
Entspannte Grüße