Fotografie

Kopfschuss – Portraits wie ich sie gerne mag

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Machst du mal schnell ein Portrait, bitte! Manchmal geht das wirklich schnell, zack und fertig. Doch richtig gute Portraits von Menschen wie auch von Hunden hängen fast immer am seidenen Faden der einen Sekunde. Es ist der eine Moment, in dem sich eine komplexe Persönlichkeit in einem Ausdruck oder einen Bewegung bündelt. Diesen Moment muss man erwischen. Wenn er nicht kommt, dann ist jeder Versuch vergebens.

Portraits von meinen Whippets
Mono

Eine leere Hülle ohne Sog?

Fotograf und Mensch können sich austauschen. Einen Hund kann man lediglich animieren, wenn er es denn überhaupt zulässt. Dazu braucht man in der Regel drei Personen: Eine, die eventuell eine Leine hält, eine die mit einem Spielzeug oder Rufen animiert und eine, die die Fotos macht.

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Aus dieser künstlichen Situation können schöne Fotos entstehen. Allerdings habe ich auch schon Hunde erlebt, die resistent gegen jede Ansprache waren. In sich tief verschlossen, mit schönen aber toten Augen starrten sie ins Nirgendwo, als wünschten sie sich in eine andere Welt. Dann nehme ich meinen Finger vom Auslöser. Denn es ist zwischen Hund und Mensch nicht anders als zwischen Menschen. Wenn der Portraitierte kein Vertrauen zum Fotografen hat oder aus welchen Gründen auch immer keine Verbindung aufbauen will, dann kann man es gleich ganz lassen. Leere Hüllen können zwar hübsch sein, einen Sog erzeugen sie allerdings nicht. Hingucken, Weggucken.

Farbe ist hilfreich aber meist hinderlich

Ich bevorzuge die winzig kleinen Momente, die meine Hunde mir täglich anbieten. Ihre Augen spiegeln Neugier, Verunsicherung, Aufmerksamkeit, Blasiertheit, Souveränität, Aufregung, Jagdeifer. Wenn ich Glück habe, dann fange ich in einem Foto ihr Innerstes ein. Diese Bilder müssen nicht zwangsläufig schwarz-weiß sein, aber ich mag es besonders gern, wenn sich der Blick des Betrachters auf das Wesentliche konzentrieren kann. Farben sind hier nicht selten hilfreich, aber meistens hinderlich.

Natürlich kenne ich meine Hunde sehr gut. Ich kann ihre Blicke deuten wie kein anderer, eben weil ich täglich mit ihnen zusammen bin. Genau deshalb bin ich mit Portraits von ihnen besonders pingelig. Schließlich sollen meine Fotos nicht nur einen hübschen Whippet, sondern das Individuum und seinen einzigartigen Charakter zeigen.

Die Jugend ist zu stark gezuckert

Hudson ist erst zehn Monate alt. Er hat sich noch nicht gefunden, zeigt aber ganz offen, wer er im Moment ist. Er ist ein selbstbewusster, kraftvoller, energiegeladener, neugieriger, aufgeschlossener Junghund, der gutmütig ist bis in den letzten Knochen. Im Moment umgibt ihn noch der Puderzucker der Kindheit. In zwei Jahren wird sein Blick ein vollkommen anderer sein.

Portraits von meinen Whippets. Danny schaut mich an. Seine recht runden Augen verleihen ihm nach wie vor einen recht kindlichen Blick.
Dannys recht rund Augen machen seinen Blick kindlich. Wenn er seine Nase zur Seite dreht, weiß er nicht genau, was er tun soll.

Danny ist mittlerweile viereinhalb Jahre alt und in jeder Hinsicht gesettelt. Er ist ein zutiefst lieber, bescheidener und sensibler Rüde. In den letzten Jahren gab es genau zwei Situationen, in denen ich ernst mit ihn werden musste. Er hängt an mir, folgt mir überall hin, zieht meine Gesellschaft einer wilden Jagd vor. Wäre er ein Einzelhund, könnte ich ihn überall – auch in einer Fußgängerzone an einem Samstag Nachmittag – von der Leine lassen.

Das ewige Fragezeichen

Oft schaut er mich an wie ein Kind, das seine Mathehausaufgaben nicht verstanden hat. Über seinem schönen Kopf schwebt im Grunde permanent ein Fragezeichen. Dabei krempelt er sich mir gegenüber derart von innen nach außen, dass ich von ihm eine Fülle von wunderschönen Portraits sammeln konnte, die ihn und seine Persönlichkeit eins zu eins abbilden. Keines von ihnen ist gestellt im Sinne von animiert oder provoziert. Ich habe ihn einfach so erwischt.

Mehr als nur ein Kopfschuss

Doch ein Portrait ist nicht zwangsläufig nur ein Kopfschuss. Körperhaltung und Attitüde charakterisieren Mensch wie Tier, ebenso wie ein Pars pro Toto (dazu an anderer Stelle mehr.) Zwischen Anspannung und Lässigkeit liegt je nach Situation ein weites Feld. Mono ist der König der Lässigkeit, die er in einem meiner liebsten Fotos versammelt hat, wie kein anderer. Nur absolute Souveränität und hundertprozentiges Vertrauen in die Umwelt erlauben eine solche Haltung, die Bände über diesen Hund spricht.

Dieses mittlerweile allgemein bekannte Foto von Mono ist in Farbe deutlich besser, aber hier muss es die schwarz-weiße Version sein.
Dieses mittlerweile allgemein bekannte Foto von Mono ist in Farbe deutlich besser, aber hier muss es die schwarz-weiße Version sein.

Generell mag ich es, wenn ein Hund direkt in die Kamera schaut, so dass sich sein Betrachter einem Gespräch nicht entziehen kann. Monos Sanftmut spiegelt sich immer wieder in seinen Augen, ebenso wie seine Sicherheit. Ganz anders als Danny fragt er nicht. Er stellt fest. Oft ändert sich sein Blick von einer Sekunde auf die andere. Dann gleitet sein Interesse von mir ab und wendet sich Wichtigerem zu. Das Standfoto unten in der Galerie zeigt recht deutlich, wie sich das auch in der Körperhaltung zeigt. Mono schaut mich an, doch sein eingezogener Hinterlauf sagt mir, dass er jede Sekunde los sprinten könnte. Er ist und bleibt eben ein Jäger.

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Mehr weglassen

Ich habe hier aus mehreren Gründen ausschließlich Fotos von meinen drei Whippets ausgewählt. Sie sind eng mit mir verbunden, zeigen sich deshalb offen und unverfälscht. Täglich sehe ich insbesondere bei Instagram Portraits von Hunden, die derart standardisiert und in einem ästhetischen Mainstream verklebt sind, dass weder die Hunde auf den Fotos noch die Urheber der Fotos auch nur ansatzweise zu unterscheiden sind. Trainierte Posen, trainierte Blicke, immer die gleichen Filter, immer die gleiche Anmutung. Es gibt ein paar bemerkenswerte Ausnahmen, doch in den meisten Fällen erstickt die Persönlichkeit der Tiere unter der ihnen aufgezwungenen Künstlichkeit. Aber das ist nur die Sicht einer notorischen Puristin.

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

2 Comments

  1. Bianca Dermund Reply

    Gerne erinnere ich mich an Uzaris Portrait als sie knapp 9 Monate war. Es spiegelt ihre Seele -bis heute der liebreiz in Hundegestalt

    • Stimmt, das war vor Jahren in Haan-Hochdahl. Mit dem roten Samthalsband sah sie aber auch wirklich hübsch aus. Ich hoffe du hast das Foto noch. 🙂

      Entspannte Grüße

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