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Alter eh, was hatten wir einen Spaß! Und Alter darf ich endlich mal wörtlich nutzen, denn beim Silver Sighthound Day trafen sich auf dem Gelände des Windhundrennvereins Westfalen-Ruhr ausschließlich die Senioren der Zunft. Silberrücken, Grauschläfen- bzw. schnauzen oder wie auch immer man sie nennen mag. Ab dem siebten Lebensjahr war alles zugelassen, was Hetzjäger ist.
Mono dachte: Oh fein, wir gehen zum Coursing! Ich dachte: Du alter Sack, bist gar kein alter Sack. Gaga wie immer oder schlimmer! Im Vergleich zu vielen langnasigen Senioren, die am Silver Sighthound Day teilnahmen, ist Mono mit seinen acht Jahren tatsächlich ein junger Hüpfer. Elf- und zwölfjährige Sloughis, Whippets im Alter von dreizehn Jahren, Afghanen, Greyhounds – alle älter als er und fit wie gut eingetragene Turnschuhe.
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Einzig die zwei Koseilata’s Geschwister Sidi und Jezebel waren ein Jahr jünger als Mono und prompt in unserem Team. Solche galt es nämlich zu bilden, um dann einen Parkours aus sieben Stationen abzulaufen, der Hund wie Mensch sowohl fein- wie auch grobmotorisch an seine Grenzen bringen sollte.
Expertenwissen geballt
Zuvor war allerdings die Theorie dran. Mono dachte: Da drüben ist die Coursing-Wiese. Ich dachte: Grmmpf! Mono, Geduld! Sodann hielt Barbara Thiel einen sehr interessanten Vortrag über die Ernährung des in die Jahre gekommenen Hundes an sich und den Maßnahmen, die man zu seinem Wohlbefinden treffen könnte und sollte.
Jeder Mensch, der schon über Jahre oder Jahrzehnte mit Windhunden zusammenlebt, wird viel über das Altern dieser Tiere wissen und ganz sicher auch seine ganz eigene Art haben, damit umzugehen. Doch von einer Expertin noch einmal mit der Nase auf die sehr speziellen Bedürfnisse der Rentner gestoßen zu werden, kann diverse Lichter aufgehen lassen. Zumindest bei mir ging die eine oder andere Lampe an. Bei Mono nicht. Er schaute mich nur flehend an.
Gegen Mittag dann mussten wir ran. Jeweils fünf Hunde-Mensch-Teams sollte in einem Ringelreihen beweisen, was in ihnen steckt. Ich versuche nun, die sieben Stationen der Rentner-Rallye zu beschreiben, ohne allzu albern zu werden.
Station 1: Der heilige Gral
Auf dem Coursinggelände wartete Kathrin Korthauer mit einer Aufgabe, die so schnell ging, dass Mono gar nicht verstand, wie ihm geschah. Wir hobbelten unsere Hunde an einen Zaun. Von einem etwa fünf Meter entfernt stehenden Tisch mussten wir mit Stäbchen – Tschakka, meine Aufgabe, weil ich gerne Sushi esse – eine Frikadelle aufnehmen und zu unseren Hunden hinübertragen. Aufspießen war verboten und wurde mit vielen Strafsekunden geahndet. Das ging zack, zack. Mono war vollkommen überrascht, dass ich ihn für’s Nichtstun belohnte.
Eva-Maria Krämer trug das Frikadellchen vor sich her, wie den heiligen Gral. Dafür verdient sie in meinen Augen die höchste B-Note.
Station 2: Im Garten der Klapse
Wir sollten alle froh sein, dass das Gelände des WRV so schön abgelegen ist. Denn wäre themenfernes Publikum dort gewesen, dann hätte man uns vermutlich die komplette Palette der handelsüblichen Psychopharmaka angeboten. Vom Wahn getrübte Blicke, wehende Kittel und Hunde, die ihre Besitzer anschauen, als wollten sie sie ohne Umwege zur Adoption freigeben. So schaute mich Mono zumindest an, als er durch den Tunnel des Verderbens flitzen sollte. Den Rest des kleinen Agility Parkours lief er vermutlich nur mir zuliebe artig ab. Die Tatsache, dass sowohl eine der Sloughi-Damen als auch die kleine Jezebel die rote Röhre mit Schwung nahmen, konnte ihn nur wenig beeindrucken. Er ist eben ein Wozu-Das-Jetzt? Hund.
Station 3: Rentner out of controle
Jaja, die Bahn kennen sie fast alle. Leichte Aufgabe, denkt sich der Windhundbesitzer. Im Grunde ist das tatsächlich so, hätte ich nicht einen Mono, der zwar noch nie auf der Bahn gelaufen ist, aber sehr genau weiß, wie und wo der Hase hoppelt. Er stand derart unter Strom, dass wir beschlossen, ihn als letzten laufen zu lassen, damit ich fotografieren kann. Unter massivem Protest seinerseits nahm ihn der Zeitnehmer mit in sein Zeitnehmerhäuschen, damit er mir während des Fotografierens nicht vor der Nase herumspringen und in der Folge die Finger brechen konnte.
Dass die siebenjährigen Whippetgeschwister ihren Job bravourös erledigen würden, war mir klar. Aber der Dampf, den die beiden elfeinhalbjährigen Sloughi-Schwestern noch unter der Haube hatte, war beeindruckend.
Nach den Holden durfte dann auch endlich Mono aus seinem Karton. Er hatte den dicken Hasen – mit Ohren übrigens – längst gesehen und drehte entsprechend am Rad. Ich brachte ihn zur Lichtschranke an den Startboxen. Unser Präsident höchstselbst bediente die Zugmaschine. Bahn frei! Toll, nur leider Mono nicht, weil er derart an der Leine zog, dass ich in der Hektik den Karabiner nicht gelöst bekam. Als ich die Leine endlich abgefummelt hatte, war der Hase schon die halbe Gerade herunter gedüst. Mono gab Gas und El Presidente rief: Karla, mach nochmal! Also nochmal zurück. Jetzt lief alles glatt. Meine Teampartner fingen das verrückte Tier ein und aus der Zeitnehmerhäuschen raunte es: Der darf beim nächsten Mal nicht mehr mitlaufen. Das war Bestzeit. Tatsächlich konnte nur noch Nele Ellerichs Hündin Krönchen Monos Zeit unterbieten.
Station 4: Easy Eierlaufen
Kaum von der Bahn herunter, gab es schon wieder gebratenes Hackfleisch. Der Eierlauf durch die mit Frikadellen bestückten Pylonen, war für alle Hunde so etwas wie ein großes Häh. Noch tief im Jagdmodus nahm kaum einer von ihnen die duftenden Fallen wahr. Easy Peasy. Eva-Maria Krämer und Sidi schlugen mich und Mono um 0,5 Sekunden. Ich will eine Revanche!
Station 5 und 6: Öhm! Und nochmal Öhm!
Wie viele Rassen betreut der DWZRV? Sandra Biesenbach stellte uns diese Frage mit einem durchaus schelmischen Grinsen. Und es muss urkomisch ausgesehen haben, als fünf Erwachsene reflexartig anfingen, die Windhundrassen wie Erstklässler an den Fingern abzuzählen. Vierzehn? Falsch! Fünfzehn! Wir Dummies hatten doch tatsächlich ein Brett vor dem Kopf und vergaßen die Azawahks. Jeder, der Barbara Thiels Vortrag aufmerksam gelauscht hatte, konnte alle weiteren Fragen aus der Pistole beantworten.
Beim anschließenden Becherkegeln hatte Mono wiederum das große Fragezeichen auf der Stirn. Ich lasse meine Hunde zwar oft Leckerchen suchen, doch Mono war dabei noch nie besonders ausdauernd. Arbeiten? Ich? Gib es mir doch einfach aus der Hand! Die beiden Sloughi-Damen fressen – wie ich erfuhr – grundsätzlich nichts, was auf dem Boden liegt. Deshalb waren es wieder die beiden Koseilata’s Geschwister, die für uns hier alle Punkte sammelten.
Station 7: Die Mortadella des Grauens
Wir haben versagt! Das muss ich mir eingestehen. Als ich Mono mit der großen Scheibe Mortadella kam, war endgültig Sense. Die Aufgabe gab vor, dem Hund die Scheibe auf den Kopf zu legen und dann sofort loszulassen. Wie lange bleibt der Wursthut wohl ein Wursthut? Wieder waren es die beiden Sloughi-Schwestern, die vollkommen gelassen da standen und auf was auch immer warteten. Die anderen schafften gerade mal eine Sekunde.
Quality Time für die Senioren
Es ist so herrlich entspannt mit diesen verlässlichen und geerdeten Hunden, die ihre ganze Lebenserfahrung in ihren weisen Blicken zu bündeln scheinen. Kein Knurren, kein Mackergehabe, kein wildes Herumhüpfe (außer Mono am Hasen). Alle bewegten sich in stiller – naja fast stiller – Harmonie. In einer vom Jugendwahn bestimmten Zeit ist der Silver Sighthound Day eine wunderschöne Idee, unsere älteren oder schon sehr alten Begleitern zu würdigen und mit ihnen einen schönen Tag zu verbringen. Nur mit ihnen, ganz ohne Ablenkung durch hyperaktives Jungvolk.
Once again please!
Diese Veranstaltung schreit förmlich nach einer Wiederholung. Barbara Thiel, Sandra Biesenbach, Nele Ellerich und Kathrin Korthauer haben diesen Tag zu Ehren der windigen Veteranen fabelhaft vorbereitet und durchgezogen. Den sehr interessanten Vortrag von Kathrin Korthauer zu den Verhaltensänderungen von alten Hunden und der Früherkennung von Demenz hätte man vielleicht vor die Outdooraktivitäten legen können, doch das ist nur eine Kleinigkeit. Wir hatten so viel Spaß, wie lange nicht!
Frikkos for free beim Silver Sighthound Day
Herzlichen Dank an das Küchenteam des WRV für die Tonnen von Frikadellen. Vermutlich habt ihr ganze Tage an der Pfanne gestanden. Das Tütchen für die daheim Gebliebenen fand ich übrigens besonders süß!
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Hier nun noch ein Beitrag von Hildegard Beilfuss, die so freundlich war, ein paar Bilder von mir und Mono zu machen. Ich konnte natürlich nur mein eigenes Team fotografieren, aber ich denke, die Fotos sind recht aussagekräftig.
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