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Wie im Fluge – Donaueschingen 2018

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Ich fühlte, wie ein lustiges Gruppe Schweißperlen ihren Weg von meinem Scheitel in Richtung Stirn suchten. Eine überwand meine linke Augenbraue und tropfe in das darunter liegende Auge. Aber wer muss schon klar sehen können, wenn es beim Donaueschingen Sighthound Festival 2018 um den Titel geht?

Schweiß, Tränen, Sonnenbrand, Hunger, viel Spaß, viel Sekt, sehr viel Sekt, Schlafentzug – diese Begriffe treffen das letzte Wochenende wohl sehr gut. Es war unfassbar heiß auf dem Gelände des Donaueschinger Polo Clubs. Aber wem erzähle ich das? Unfassbar heiß ist es in diesen Tagen überall.

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Noch kühl war es hingegen, als am Freitag Morgen um 3:00 Uhr mein Wecker brüllte. Mit einem schlaftrunkenen Rudel Whippets an Bord rollten wir – Kirstin und ich – um 6:00 Uhr auf die Autobahn. Tempo 80 bis 100 auf 550 Kilometer können zermürben. Immerhin folgte der Wohnwagen brav dem T5 und wir konnten Quatschen bis unsere Zungen bluteten. Sieben Stunden später holperten wir – liebevoll eingewunken von erfahrenen Campern – auf die Wiese vor dem Ausstellungsgelände.

Das Kribbeln ist wieder da

Hunde versorgen, Auspacken, Anmelden. Als ich später mit Mono und Hupsi das weiträumige Gelände durchkreuzte, war das Kribbeln wieder da. Das Sighthound Festival Donaueschingen ist und bleibt etwas besonderes. Es ist wie das 24 Stunden Rennen von Le Mans. Es ist das Highlight des Jahres, das allen Beteiligten ihr Äußerstes abverlangt. Bis zur totalen Erschöpfung. Barbara Thiel nennt es das Windhund-Wacken. Nun ja, viel getrunken wird in Le Mans auch. Allerdings tun das dort aus guten Gründen nicht die Fahrer, sondern nur die Zuschauer. Ich kann mich an eine Gruppe Finnen erinnern! Aber das führt hier zu weit.

Leidenschaft beim Sighthound Festival Donaueschingen 2018
Leidenschaft

Essen am Abgrund

Nachdem wir alle Formalitäten erledigt hatten, freuten wir uns auf das angekündigte Barbecue, das im Rahmen der alljährlichen Welcome-Party am Freitag für das leibliche Wohl sorgen sollte. Ich träumte von einer Bratwurst. Gab es nicht! Es gab lediglich ein paar pampige Servicekräfte: Ich hätte gerne …! Hammwa nich! Gibts erst morgen! Diese Halbsätze spuckte mir ein Subjekt entgegen, das ich hier nicht näher beschreiben möchte. Denn täte ich es, verginge euch für die nächsten Tage komplett der Appetit. Später ärgerte ich mir ein Bein ab, dass mein Hunger meinen Stolz besiegen konnte. Das Essen, ich hatte eine Kartoffel, etwas Fisch und Salat, war ebenso unterirdisch, wie das Benehmen der Personen, die es zuvor zusammen geklatscht hatten. Mein „Fisch“ wanderte komplett in die Hunde. Deren Magensäure ist so scharf, dass sie sich ganz sicher keine Vergiftung holen würden, mutmaßte ich.

Liebe Organisation, bitte sucht euch einen anderen Caterer! Schlechtes Essen macht schlechte Laune, die an einem solchen Wochenende ganz sicher niemand gebrauchen kann. Ihr könnt nur froh sein, dass die meisten Teilnehmer von der Anreise am Freitag Abend in der Regel so kaputt sind, dass sie einfach keinen Nerv mehr haben, großartig zu motzen.

Der Titeltag – Schweiß und Tränen

Wie ich neulich schon bemerkte, zum Sighthound Festival Donaueschingen fährt man nicht um zu gewinnen. Man nimmt teil und hat Spaß. Ich hasse Unpünktlichkeit und war deshalb am Samstag Morgen etwas hektisch. Schließlich ist die Veteranenklasse die erste, die gerichtet wird. Duschen? Keine Chance. Es gab kein warmes Wasser. Ich verlegte mich also zwangsläufig auf eine Katzenwäsche, pellte mich in meine Klamotten und versuchte Mono ein wenig einzugrooven. Seit mehreren Jahren hat der Gute nicht mehr im Ring gestanden, aber die Prozedur ist offensichtlich wie Fahrradfahren. Ein Mal gelernt, nie wieder vergessen.

Mono, Conte del Aqua semper-crescendo beim Sighthound Festival Donaueschingen 2018, Foto: Grzegorz Gebik 2018
Mono, Conte del Aqua semper-crescendo beim Sighthound Festival Donaueschingen 2018, Foto: Grzegorz Gebik 2018

Mono ist Veteran Winner Donaueschingen 2018

Von neun Veteranen Rüden waren fünf aus dem Hause semper-crescendo. Wir hatten ein Familientreffen sozusagen. Mono (Conte del Aqua semper-crescendo) war der erste. Er zeigte sich routiniert und souverän wie immer. In der Einzelvorstellung lief er trotz der Hitze schwungvoll und locker. Zum Schluss, als Pauline Oliver noch einmal alle Rüden zusammen sehen wollte, tat Mono etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte: Er fing an zu hüpfen, wie er es damals in der Jungendklasse so ausgiebig tat. Donaueschingen 2012 hatte uns das Känguru das V2 hinter dem damaligen Weltjugendsieger Sobresalto Kestè gekostet. Ich schwitzte!

Als Pauline Oliver mir dann strahlend die Schleife für den ersten Platz überreichte, schossen mir die Tränen in die Augen. Mein Mono, mein allerliebster Mono ist Veteran Winner Donaueschingen 2018!

Pauline Oliver zu Conte del Aqua semper-crescendo: „Well balanced, 8 years old, parti colour, maskuline dog, balanced in head, excellent ears, well angulated front und rear, very true movement up und down and easy mover on the go around.“

Sehr emotional: Mono gewinnt die Veteranenklasse unter Pauline Oliver beim Sigthound Festival Donaueschingen 2018, Foto: Grzegorz Gebik 2018
Sehr emotional: Mono gewinnt die Veteranenklasse unter Pauline Oliver beim Sigthound Festival Donaueschingen, Foto: Grzegorz Gebik 2018

Huspsi ganz ohne Hüpfer

Nun hatte ich genau zwei Babies Zeit, den Sieg zu verdauen, den stolzen Gewinner sicher zu verstauen und Hupsi für die Jüngstenklasse fertig zu machen. Zum Glück hatte ich dieses wunderbare Wasser aus der Sprühdose dabei. Abkühlen, abkühlen! Nicht nur die Hunde, sondern mich auch.

Hupsi, Hudson of Little Goblin, ist ein unerschrockener kleiner Kerl, der beim Ringtraining recht viel gelernt hat. Sechs weitere teils sehr schöne junge Rüden standen in seiner Klasse und irgendwie war mir klar, dass wir diese Nummer nicht auch noch rocken würden. Schließlich stand Huspi auf vv3. Platz 1 ging an Courtbourne Chewbacca, den Steven Esposti in Vollendung zeigte. Glückwunsch noch einmal!

Pauline Oliver zu Hudson of Little Goblin: „7 month fawn parti colour, a pleasing to the eye puppy with flowing lines, maskuline with substance and correct height, handsome head with good pigmentation and long neck, correct topline with strenght in hind legs und second tight, moves easily around the ring.“

Ein dickes, fettes Buch: Den Ausstellungskatalog des Sighthound Festival Donaueschingen 2018 muss man aufbewahren.
Ein dickes, fettes Buch: Den Ausstellungskatalog des Sighthound Festival Donaueschingen 2018 muss man aufbewahren.

In der Zwickmühle

Nun hockte ich in einer Zwickmühle. Einerseits hätte ich die Zeit gehabt, das Richten zu fotografieren. Doch dazu hätte ich meine Hunde in ihrem großen Kennel allein lassen müssen. Im Wohnwagen konnte ich sie auch nicht parken, da die Büchse sich in den Morgenstunden schon ordentlich aufgeheizt hatte.

Ich entschied mich für die Hunde und die Aussicht auf viele Gesichter, die ich lange nicht gesehen hatte. Und ich empfand es als äußerst angenehm, die schattigen Alleen entlang zu flanieren und an den Ringen das eine oder Pläuschchen zu halten. Genau das entgeht mir nämlich immer, wenn ich konzentriert fotografiere, ebenso wie die Magnum-Flaschen Sekt, die bevorzugt bei den Greyhounds die Runde machten. Große Hunde, große Flaschen. Passt irgendwie. Die Abendveranstaltungen würden mir noch genug Zeit für Fotos lassen, wenn – ja wenn – ich bis dahin noch klar gucken können würde. Ich riss mich also zusammen, denn zu Essen gab es ja nichts Nennenswertes. (Am Samstag hatte ich ein Brötchen mit Ziegenkäse und ein paar geschnorrte Pommes. )

1600 Hunde – das Best in Show war gut besucht

Bei einer Meldezahl von 1600 Hunden den Einlauf in den BIS-Ring zu schaffen, ist eine richtig große Nummer. Mono verlor das Stechen um das Vet-BOB an die hinreißende Jagodas Gigembre. Wir mussten also nicht mehr antreten und konnten uns gelassen in die am Abend schon kühle Wiese setzen.

Die Paarklassen, die Zuchtgruppen und das lang erwartete Best in Show zeigten mal wieder eindrucksvoll, dass ein richtig guter Hund nichts ist, ohne gutes Handling. Die Leine zwischen zwei Fingerspitzen, ohne Rucken, ohne Ziehen, pure Power auf vier und auf zwei Beinen.

Perfektes Handling beim Sighthound Festival Donaueschingen 2018
Elegant!

Einen Windhund auf diesem Niveau zu zeigen ist bei rund 30 Grad fast ein Hochleistungssport. Und was waren sie brillant. Der Saluki Yalameh Phil (gezogen in Deutschland von Barbara Weber und Christian Schad) erlief sich mit seinem Handler Gebriele Stafuzza ein Gänsehautfinale zum Supreme Best in Show. Was für ein toller Hund! Reserve-BIS macht ein Afghane, der aus der Jungendklasse das BOB erhielt. Wer aus Chile anreist, wird sich über diese Wertschöpfung natürlich besonders freuen.

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In the middle of the night – die Eukanuba Best of the Best Challenge

Vor ein paar Jahren, ich erinnere mich gut, hatten wir einen riesigen Spaß bei der Eukanuba Best of the Best Challenge. Hier dürfen Hunde der Jungendklasse und Erwachsenen teilnehmen, die im gleichen Jahr irgendwo einmal ein Best in Show erhalten haben. 2015 war es so, dass ich meinen Hund (damals Danny) einfach nur bei der Meldung in eine Liste eintragen musste und schwupp hatte ich für den Abend eine Nummer. Warum sich die Prozedur für diese nächtliche Veranstaltung under floodlight in diesem Jahr so kompliziert und so unendlich langwierig gestaltete, blieb mir gänzlich verschlossen. Nur das gute Zureden von Freunden hielt mich davon ab, meinem Instink zu folgen und schlafen zu gehen.

Auch den Richtern sah man die Erschöpfung an. In manchen Fällen war zwischen einem Boah und einem herzhaften Gähnen nicht zu unterscheiden. Aber sie taten ihren Job. Ich auch irgendwie, denn schließlich riss mich das K.O-System dann doch ein bisschen mit. Das Licht übrigens auch.

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Der Sonntag – Alles von vorne!

Nach gefühlt zwei Stunden Schlaf konnte ich am Sonntag Morgen endlich warm duschen. Der Mann, der noch am Samstag mit seinem Pappschild „Toilette 85 Cent“ den Eingang zu den Klos blockiert hatte, war verschwunden. Ich denke mal, dass er die bösen Sprüche der Notdürftigen satt und die bodenlose Unverschämtheit seines Ansinnens endlich eingesehen hatte.

Um 10:00 Uhr ging alles von vorne los. Ganz so brütend war es nicht mehr, aber immer noch heiß. Zur Feier der 25. Auflage des Events lud man zum Anniversary Winner Donaueschingen ein. Die Richterinnen hatten durchgetauscht. Pauline Oliver richtet die Hündinnen und die Amerikanerin Sharon Sakson (Parisfield Whippets) die Rüden. Mono landet nicht in den Platzierungen, erhielt aber einen schönen Bericht.

Das Sighthound Festival Donaueschingen 2018 verging wie im Fluge. Bis zum nächsten Mal! Foto: Grzegorz Gebik 2018
Das Sighthound Festival Donaueschingen 2018 verging wie im Fluge. Bis zum nächsten Mal! Foto: Grzegorz Gebik 2018

Sharon Sakson zu Mono: „Elegant, athletic hound, in excellent condition, smooth outline, excellent shoulder assembly, correct topline, excellent pasterns. I would prefer a cleaner neck“

Den „cleaner neck“ kann ich nachvollziehen. Sie meint, dass Mono etwas zu lockere Haut an der Unterseite des Halses in Richtung Sternum hat. Stimmt. An Hupsi ist rein gar nichts locker, außer vielleicht eine Schraube in seinem hübschen Köpfchen. So konnte er am Sonnatg bei den Jüngsten deutlich besser abschneiden. Sharon Sakson gab ihm das vv2 und ebenfalls einen schicken Bericht. Platz 1 belegte erneut Courtbourne Chewbacca, der später noch Best Puppy in Show wurde.

Sharon Sakson zu Huspi: „Elegant athletic puppy, in excellent muscular condition, broad back, correct topline, deep chest, correct bone, lovely head and eyes.“

Besties Cookie Dough - Winner Donaueschingen 2018 und BOB am Samstag unter Pauline Oliver.
Besties Cookie Dough – Winner Donaueschingen 2018 und BOB am Samstag unter Pauline Oliver.

Ein kleines Résumé zu einer großen Veranstaltung

Meine Hunde haben mehr erreicht, als ich jemals erwartet hätte. Mono konnte unter Pauline Oliver die Veteranenklasse gewinnen und Hupsi war zwei Mal platziert. Bestens. Während des Richtens wurde klar, dass die Britin Soundness und Eleganz, eine nur moderat geschwungene Rückenlinie, Balance und ein korrektes Gangwerk suchte. Die Größe der Hunde spielte nur eine nachgelagerte Rolle. Der beste Rüde, Catkills Hollwood Hills, und die beste Hündin, Besties Cookie Dough, sind allerdings beide perfekt im Maß. Frau Saksons Linie zu finden, fiel mir hingegen sehr schwer. Viel zu unterschiedlich waren die Hunde, die sie nach vorne stellte. (Alle Ergebnisse gibt es beim DWZRV. )

Das Richtergremium des Sighthound Festival Donaueschingen 2018. Wie wäre es denn, wenn wir Aussteller den Richtern mal Kärtchen hochhalten würden. Das wäre doch ein Spaß für das nächste Jahr. Wenn die Damen und Herren Humor haben, dann machen sie ganz sicher mit.
Das Richtergremium des Sighthound Festival Donaueschingen 2018. Wie wäre es denn, wenn wir Aussteller den Richtern mal Kärtchen hochhalten würden. Das wäre doch ein Spaß für das nächste Jahr. Wenn die Damen und Herren Humor haben, dann machen sie ganz sicher mit.

Für uns war es ein sehr heißes, sehr anstrengendes aber auch sehr schönes Donaueschingen 2018. Es könnte besseres Essen geben, die Organisation könnte straffer sein. Über irgendetwas ärgert man sich schließlich immer. Und seien es nur ein paar Damen vom Tierschutz, die sich auf dem Campinggelände benahmen, als seien sie von Gott gesandt. Die Kacke ihrer Hunde wird in den nächsten Tagen dann wohl der heilige Geist beseitigen. Dennoch, unsere Stimmung war spitze.

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Donaueschingen lag nicht im Schatten der World Dog Show, sondern daneben. Ich weiß von vielen Züchtern und Windhundbesitzern, dass sie zugunsten von Amsterdam Donaueschingen haben sausen lassen. Vielleicht wäre das Feld noch hochkarätiger gewesen, wenn die beiden großen Shows nicht nur eine einzige Woche auseinander liegen würden. Aber wer weiß das schon. Im nächsten Jahr soll die Weltausstellung in China stattfinden. Das tangiert uns dann wohl weniger. Also bis zum nächsten Jahr beim größten Windhundfestival Europas!

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

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