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Workshops machen Spaß! Neue Leute, neuer Input. Was machen die anderen und wie machen sie das? Fotografische Horizonterweiterung hat schließlich bisher niemandem geschadet. Der Fotograf Sascha Hüttenhain gibt im Rahmen der Canon Academy viele Workshops zu unterschiedlichsten Themen. Am Samstag war die Ballettfotografie dran. Mein Ding!
Locker und entspannt
Fünf Teilnehmer sitzen an dem großen Tisch in Saschas Studio in Siegen. Große Fototaschen stapeln sich. Zwei Herren sind extra aus Luxemburg angereist. Ein anderer war gerade drei Wochen in der Antarktis. Alle sind fotografisch versiert bzw. auf professionellem Niveau. Es gibt Kaffee, Schokoriegel und erste Gespräche. Wo kommst du her, was machst du so? Die Atmosphäre ist sehr entspannt und locker. Sascha Hüttenhain widmet sich seinen Workshopteilnehmern sehr aufmerksam und freundlich. Im Hintergrund macht sich die für diesen Tag gebuchte Tänzerin warm. Valeria wird mich später mit ihrem Durchhaltevermögen schwer beeindrucken.
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Wie sprechen über das Ballett und die wesentlichen Aspekte, die es bei der Ballettfotografie zu beachten gibt. Valeria grinst um die Ecke, als ich sage, dass es im Ballett kein naja, geht so gibt. Es gibt nur perfekt. Alles andere zählt nicht. Soviel haben alle Tänzer und nicht wenige Fotografen gemeinsam. Die permanente Suche nach der Perfektion – wie auch immer sie in ihren Augen aussehen mag – eint sie. Und genau deshalb bin ich in diesem Moment sicher, dass dieser Tag ein guter werden wird.
Plan und Struktur
Da die Studiofotografie eine vollkommen andere ist als meine oft sehr spontane und unter Zeitdruck stattfindende Arbeit mit der Kamera, war ich sehr gespannt auf Saschas Ausführungen. Er betreibt eine sehr streng geplante und strukturierte Fotografie, bei der das Setzen von Licht über Leben und Tod entscheidet. Weiches Licht, hartes Licht, diffus, punktgenau – im Grunde simuliert seine riesige Lichtanlage lediglich unterschiedlichste Situationen des Tageslichts. Der eine Sonnenstrahl, der draußen genau eine Minute im richtigen Winkel einfällt, ist im Studio jederzeit und perfekt modellier- und reproduzierbar.
Sascha Hüttenhain zeigt uns eine Reihe seiner Tanzfotos, beschreibt wie er das Licht gesetzt hat und welche Posen er für spannend oder besonders dynamisch hält. Insbesondere seine Mehrfachbelichtungen gefallen mir gut. Diesen technischen Kniff hatte ich im letzten Jahr schon bei 3 BY EKMAN ausprobiert und war sehr fasziniert von den Ergebnissen. Ich freue mich also sehr auf den Programmpunkt „geplante Mehrfachbelichtung“.
Fernzündung – Finde den Moment
Abwechselnd stecken wir die Fernzündung für die Blitzanlage auf unsere Kameras. Der erste Schritt für alle Workshopteilnehmer ist klar. Entwickle ein Gefühl für die Situation, modelliere dein Foto in Zusammenarbeit mit der Tänzerin. Finde das richtige Timing für eine perfekte Pose oder einen spannungsgeladenen Action-Shot. Darin habe ich massenhaft Übung, deshalb schnappe ich mir mein 16-35er und konzentriere ich mich auf Perspektiven, die ich beim Ballett-Training oder an der Bühne nicht fotografieren kann. Das Foto unten war tatsächlich eine recht knappe Kiste. Valeria ist aus einem Sprung knapp vor meinem Gesicht gelandet.
Mit einer Canon EOS 1D X Mark II sind diese Fotos generell kein Problem. Sie ist so unglaublich schnell, dass sie jede Flugphase festnagelt. Romain, einer der Herren aus Luxemburg, bringt zu meinem Erstaunen eine Phase One mit ins Studio. Diese Kamera habe ich zuvor noch nie live gesehen und bin extrem neugierig. 100 Megapixel Mittelformat! Alter Schwede! Dieser Brocken – der in Romains Kombi locker so viel kostet wie eine gut luxuriös ausgestattete Limousine – fordert eine ganz andere Art der Fotografie, als ich sie mache. Langsam, alles langsam und mit viel Geduld. Action-Fotos plant man mit ihr quasi am Reißbrett. Ich bin begeistert, wie gut Romain zu seiner Kamera passt. Leise, entspannt und sehr ruhig macht er sich an die Arbeit. Das Foto unten zeigt, wie das Autofokus Hilfslicht der Phase One das Motiv aufs Korn nimmt.
Mehrfachbelichtungen – Wie auf dem Spielplatz
Während die anderen fotografieren, versuche ich genau den Moment zu erwischen, in dem sie die Blitzanlage auslösen. Ein paar Mal ist mir das tatsächlich gelungen. Außerdem wollte ich entzaubern, also dokumentieren, wie ein perfektes Studio-Foto entsteht. Nun mag ich die Making-Ofs wie immer so sehr, dass ich sie hier gleichwertig neben die geplanten Bilder setze.
Eine Pause und zwei Bananen später machen wir uns schließlich an die Mehrfachbelichtungen, auf die ich mit Spannung gewartet habe. Die DSLR Kameras der Canon Profiserie bieten diese Funktion an. Sowohl die Anzahl der Fotos, die schließlich übereinander gelegt werden, als auch die Helligkeit kann man individuell einstellen. Zwischen den Einzelfotos kann ich mir theoretisch alle Zeit der Welt lassen, bis die Kamera sie kombiniert. Bin ich fertig, rödelt selbst die 1D X Mark II beim Speichern ein paar Sekunden. Das darf man nicht vergessen.
Canon Academy – Kooperation und Austausch
In Kombination mit der Blitzanlage herrscht zunächst leichte Verwirrung, wie nun genau die optimale Einstellung sein muss. Zack, da ist ein Foto gut, aber keiner weiß mehr ob nun hell, dunkel oder additiv eingestellt war. Die Exif-Daten zeigen das nicht an. Aber der Versuch macht klug. Jeder hilft jedem und schließlich sind alle zufrieden. Genau das macht einen Workshop aus.
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Kooperation und Austausch bringen jeden Fotografen weiter, egal auf welchem Niveau er sich gerade befindet. Ich prösel ja viel für mich alleine herum, aber Veranstaltungen dieser Art heben mich auf eine neue Ebene. Sowohl technisch als auch menschlich. Sie holt mich aus meiner Ecke des Einzelkämpfers. Eine Person, eine Kamera. In einer entspannten Atmosphäre kann der Austausch unter mehreren Einzelkämpfern sodann Früchte tragen. Wenn sie denn offen und kommunikativ sind. Das Bad in den eigenen Eitelkeiten sollte hier nicht eingelassen werden. Nur dann nimmt jeder Teilnehmer, bewusst oder unbewusst, etwas mit.
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3 Comments
Liebe Karla,
die Bilder sind großes Kino! Richtig, richtig gut, konnte mich lange nicht davon loseisen. Bei den Mehrfachbelichtungen hat mir die Farbigkeit sehr gut gefallen, das ist richtig gut rausgekommen. Zum Abschluss ein schönes Gruppenbild. Chapeau für die Serie 🙂 Liebe Grüße, Sneza
„Die permanente Suche nach der Perfektion“
Ich fotografiere nicht beruflich. Ich zwacke mir die Zeit immer irgendwo ab. Und trotzdem bin auch ich ständig auf dieser Suche. Für mich ist dieser Artikel deswegen ganz besonders schön und interessant, weil ich auch seit einiger Zeit über ein Couching nachdenke. Letzten Endes geht doch nichts über den direkten persönlichen Austausch. Ich habe nur noch keine Ahnung wie ich das zeitlich gebügelt bekomme, aber der Plan steht. Soviel ist mal klar.
Die Erwähnung der Phase One fand ich interessant. Ich kannte aus dem Hochpreissegment bislang nur die Hasselblad. Bemerkenswert auch, dass diese Hersteller nicht aus Fernost, sondern Dänemark und Schweden kommen. Vielleicht schaue ich sie mir mal (vermutlich unter Panzerglas) auf der nächsten photokina an – nur gucken, nicht anfassen 🙂
Ein wirklich sehr schöner Artikel, der mich jetzt noch einmal zusätzlich inspiriert hat die Sache mit dem Workshop oder Couching voranzutreiben.
LG Wolfhart
Tolle Serie. Ich würde gerne mal eine Ballerina unter Wasser ablichten.