The Daily Irrsinn

Please Mr.Terminator …. !

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Kammerjäger sind die Arnies des Alltags, die Terminatoren der unerwünschten Arten. Hasta la vista baby! Ich bin sicher, Monsieur Beaufour hat diesen Satzfetzen leise in sich hinein gedacht, als er unsere asiatischen Hornissen pfiiiet, pfiiiet anvisierte und sich zum Abschuss zurecht legte.

Passende Kleidung um ein Hornissennest auszuheben.
Der Mitarbeiter von Antoine Beaufour in passender Kleidung. Niemand hebt ein Hornissennest aus, ohne sich zu schützen. In dem Blättchen, dass unsere Kommune alle paar Monate herausbringt gibt es eine Infoseite über die asiatischen Hornissen. Nur deshalb konnte ich sie als solche identifizieren.

Eine feindliche Übernahme

Dabei mochte ich die emsig arbeitenden Kleinsthubschrauber irgendwie. Vorhersehbar und im steten Rhythmus verließen sie ihr Nest. Immer zu zweit und immer in einem irren Tempo. Kurz darauf kam das gleiche Team – so vermute ich zumindest – mit dicken Bällchen zwischen den Beißern zurück. Sie nagten eifrig Holz aus den Balken unseres Terrassendachs, um ihr Nest in unserem Schuppen zu erweitern. Unser Anbau wurde zu ihrem Anbau, unser Schuppen zu ihrem Zuhause. Das sah aus wie eine feindliche Übernahme, aber ich konnte ihnen partout nicht böse sein. Dazu fand ich sie viel zu spannend.

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Es dauerte ein paar Tage, bis ich das große Nest entdeckte. Unser Abstellschuppen ist direkt ans Haus angebaut und wird generell nur betreten, um die Heizanlage anzustellen, Gartengeräte, Grillkohle oder Fahrräder zu holen. Das Licht darin ist schummerig. Ich suchte eine Rosenschere, als ein wildes Brummen an mein Ohr klang. Ich schaute nach oben und mein Blick muss genau so blöd gewesen sein, wie der eines Protagonisten in einem der Science-Fiction-Blockbuster: Ein Raumschiff, ein Alien, ein Sonstwas! Boah!

Der Arnold Schwarzenegger der Vendeé

Sofort löste sich eine recht große Hornisse von ihrem Nest, steuerte auf mich zu, umflog mich und dampfte wieder ab. Der Abfangjäger hat mich gecheckt und als ungefährlich markiert. Ich hatte noch nie Angst vor großen Insekten, doch meine Lust, mit rund 200 stachelbewehrten Flugakrobaten Ärger zu kriegen, ging gegen Null. Deshalb trat ich ruhig und ohne hektische Bewegungen den Rückzug an. Im Laufe der nächsten Tage stellte sich heraus, dass das asiatische Hornissenvolk kernentspannt war wie ein Rudel Labradore auf Valium. Dennoch, für Fotos hätte ich nahe des Nests niemals einen Blitz eingesetzt. Geblitzt hat schließlich Tom mit seiner kleinen M10. Leben am Limit, wie uns Monsieur Beaufour später mit entsetztem Blick durch tat.

Der Kammerjäger kommt, um das Hornissennest zu entfernen.
Der Chef instruiert seinen Mitarbeiter. Mit wütenden Hornissen ist nicht zu spaßen, aber die Jungs haben Routine.

Ich kann mich gut erinnern, unser Sohn war gerade drei oder vier Jahre alt, da brummten sehr große, europäische Hornissen durch unser Haus. Ihr Nest hatten sie ganz in Ruhe oben im Giebel gebaut und ein paar von ihnen verirrten sich nun regelmäßig.

Sie waren friedlich, doch mit einem Kleinkind an Bord sind diese Tierchen nicht ohne Risiko. Wir ließen also flott einen Mann kommen, auf dessen Visitenkarte folgendes stand: Agent contre les enimies delà culture française. Wörtlich übersetzt: Agent gegen die Feinde der französischen Kultur. Niemals werde ich diesen Titel vergessen. Er ist einfach zu großartig für das, was wir hier in Deutschland hinter vorgehaltener Hand Kammerjäger nennen.

Gelb gestreifte Staatsfeinde

Im Gegensatz zu den unter Naturschutz stehenden europäischen Hornissen, sind ihre asiatischen Verwandten auf der Liste der unerwünschten Arten in Europa. Sie kamen offenbar auf dem Seeweg von China nach Frankreich, wo sie 2005 das erste Mal gesehen wurden. Seitdem verbreiten sie sich rasant. Antoine Beaufour erklärte uns, dass eine asiatische Hornisse bis zu 20 Bienen am Tag töten kann. Deshalb waren wir als Bewohner unserer kleinen Kommune Péault verpflichtet, die Bürgermeisterin zu verständigen, die wiederum Antoine Beaufour schickte, damit er den Einwanderern flott den Garaus macht.

Mono und Danny hatten wir längst sicher oben im Schlafzimmer untergebracht. Nun befahl man uns, ins Haus zu gehen und die Türen gut zu verschließen. Nichts und niemand auf der Welt hätte mich davon abhalten können, Fotos zu machen, doch Monsieur Beaufour insistierte. Zum Glück ist der Blick aus dem Küchenfenster perfekt. Es klang sehr niedlich, als er mir mitteilte, dass er un petit produit benutze, ein kleines Produkt. Schlicht Gift. Aber im Französischen hört sich das alles viel hüscher an.

Ich habe keine Ahnung, wie sich dieses Gift nun im speziellen zusammensetzt und ich vermied es, nachzufragen. Aber ich verstand sehr schnell, warum wir uns im Haus verschanzen sollten. Ein riesiger Schwarm Hornissen schoss ins freie und blies zum Angriff auf den Agent in Blau. Allzu aggressive Tiere erschlug er mit seinem Tischtennisschläger. Das ist eine sehr archaische Art, Insekten los zu werden, dachte ich. Aber wirksam!

Ein ganzes Volk in zehn Minuten ausgelöscht

Kaum zehn Minuten später war die Vernichtungsarbeit getan. Fast feierlich überreichte man mir einen fest zugeknoteten Müllsack, denn ich hatte darauf bestanden, das Nest zu behalten. „Warten sie mindestens 14 Tage, dann können sie den Sack gefahrlos öffnen.“ Ich nahm ihn also mit spitzen Fingern an mich und verfrachtete ihn ohne Umwege ins Gefrierfach unseres ohnehin altersschwachen Kühlschranks. Passt doch, sagte ich mir. Wenn ich in zwei Wochen zurück bin, dann taue ich dich wieder auf.

Als Monsieur Beaufour und sein Mitarbeiter ihr Material eingepackt und zum Mittagessen aufgebrochen waren, ging ich hinaus, um mir ein Bild von dem makabren Schauplatz zu machen. Überall lagen sie. Dutzende Hornissen, die noch vor ein paar Minuten eifrig daran arbeiteten, unser Terrassendach zum Einsturz zu bringen, waren tot oder rangen qualvoll. Ich fühlte mich so schlecht, wie lange nicht. Über Tage hatte ich versucht, sie zu fotografieren. Ich hatte gelernt, dass sie kein bisschen aggressiv sind, solange ich sie ihre Arbeit machen lasse. Immer wieder kam eine von ihnen, um mich zu begutachten. „Ach, die wieder!“ Ein paar von ihnen sind mir sogar stumpf vor die Stirn geflogen, als ich mit der Kamera ganz still in ihrer Einflugschneise stand. Kein einziger Angriff, kein einziger Stich.

Das mag überzogen sentimental klingen. Es sind eben nur asiatische Hornissen, Eindringlinge, die Bienen töten. Schaue ich mir jedoch ihr Zusammenleben und vor allem dieses Kunstwerk von Nest genauer an, dann tut es schon weh, eine Kultur dieser Art sterben sehen zu müssen. Nüchtern betrachtet: Wir müssen den Schuppen ausräumen und wollen dabei nicht von wütenden Hornissen überfallen werden. Es gibt wie immer nicht nur eine Perspektive.

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edit: Ich habe das Nest aus dem Gefrierfach geholt und aufgeschnitten (Fotos siehe oben). Die Königin konnte ich erstaunlicherweise nicht finden. Dabei war ich mir so sicher. Dennoch ist das Nest der asiatischen Hornissen sehr faszinierend. Unglaublich, was die für Baupläne im Kopf haben!

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

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