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Ich mag diese typischen Ruhrgebietsrecken. Schiebermütze, drahtig und handfest, etwas brummelig, den ehemals harten Job unter Tage quasi vor sich her tragend.
Einen von ihnen sehe ich seit Monaten regelmäßig hier unserem Park spazieren gehen. Immer allein, immer eine Leine unter dem Arm, aber immer ohne Hund. Nun ja, denke ich mir dann, jedem seine Macke! Er tut ja niemandem etwas. Vielleicht hatte er mal einen Hund.
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Während eines Spaziergangs mit Mono und Danny traf ich ihn vorgestern wieder. Er stand an einer Parkbank und sinnierte in Richtung der großen Wiese. „Ach, die sind aber niedlich!“, sagte er zu mir und dann, ohne abzusetzen, brüllte er aus vollem Hals Tooooor. Mann, bin ich zusammengezuckt. Ich habe mich so erschreckt, dass ich fast lang in eines der frisch geharkten Rosenbeete geschlagen wäre. Fußball? Hä? Heute? Um die Uhrzeit? Aus dem Augenwinkel suchte ich die Stecker in seinen Ohren. Der hört doch Radio! Aber nix Radio, kein Kabel an dem Herrn.
Jedem seine Macke, dachte ich wieder und wollte einfach weitergehen. Tooooor! Da, nochmal. Der hat aber ganz schwer einen an der Waffel, dachte ich. Mein lieber Scholli! Wieder Tooooooor! Jaja, ist klar! Plötzlich blieb Mono stehen wie festbetoniert. In den Büschen hinter uns knackte es. Was jetzt? Das hört sich an wie eine Herde Nashörner. Mein Fluchtinstinkt schlug Alarm. Doch noch bevor ich überhaupt einen Schritt machen konnte, teilten sich die Äste und aus dem Buschwerk trat ein sehr großer, sehr mopsiger brauner Hund. Ich schätze mal Mischling Husky, Schäferhund, Dogge oder so ähnlich. „Mensch, da bisse ja, du alter Haudegen!“ sagt der Mann und tätschelt ihn freundlich.
Ich hörte meine Kinnlade klappen. Der hat doch einen Hund! „Heißt ihr Hund Tor?“ Der Mann grinste „Ja, wieso?“ „Aber dann Thor mit th und nicht das Fußballtor, richtig?“ „Ja klar, watt denn sonst. Tor wäre doch blöd.“ Ja, das wäre blöd. Aber da soll mal einer drauf kommen, wenn der Hund nie zu sehen ist.
Anders als sein Name es erwarten lässt, ist Thor ein total friedlicher Kastrat. „Der stromert nunmal gerne. Er ist gerade zehn geworden. Mann eh, mit den Viechern holt man sich den Tod ins Haus.“ Wie meinen sie das?“, fragte ich ihn zugegebenermaßen etwas besorgt. „Vor ihm hatte ich zwölf Jahre einen Mischling, den ich als Welpen auf der Straße gefunden habe. Ich habe ihn aufgepeppelt. War mein bester Freund. Da bin ich heute noch nicht drüber weg. Und er hier, er ist jetzt auch schon alt. Ich darf gar nicht daran denken.“ Ich musste Schlucken. Daran darf ich auch nicht denken.
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Wir gingen ein Stück gemeinsam. Thor war wieder außer Sicht, trieb aber hörbar und mit viel Ehrgeiz jedes Kaninchen aus den Büschen, das es jemals gewagt hat, in diesem Park ein Loch zu buddeln. Mono – natürlich an der Leine – war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Danny trippelte nervös. „Ach sind datt Jäger?“ Ich musste hysterisch lachen. „Ja, irgendwie schon!“ Die nächsten zehn Minuten ließ ich eine Lehrstunde in Thor-vom-Kaninchen-abrufen über mich ergehen. Toll, dass Thor das so gut kann! An der Straße bogen Thor und sein Herrchen dann ab. Mono beruhigte sich langsam. „Siehst du Mono, Thor kann das!“ Mono blinzelte verwirrt. Er wusste nicht, was ich meine.
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1 Comment
Danke Karla, für ein paar besinnliche Momente und Sehnsucht nach dem Ruhrgebiet. 8 Jahre in Essen, vielleicht meine schönste Zeit. Ja, die Menschen dort und die Sprache:
„Unsern Nachbar sein Hund heißt Herkules, ich tu aber nich Herr für ihm sagen, ich nenn ihm einfach Kules.“
Viele Grüße und Danke
Wilfriede