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Ich gebe ja zu, ich mag es auch flashy. Mit Ausstrahlung, einem schönen Hals, viel Eleganz, Kraft, schön geschwungenen Linien und einem tollem Gangwerk. Dann darf ein Whippet auch mal mehr sein.
Doch, so selten das auch vorkommen mag, ich bin mit tatsächlich mit Frau Bunyan einer Meinung, wenn sie schreibt, dass viele Whippets zu schwer werden. (Ich schicke gleich voraus: Ich zeige keine Negativbeispiele, sondern ausschließlich Whippets, die mir besonders gut gefallen.) Ich würde jedoch noch ein bisschen weiter gehen als Frau Bunyan, denn das Attribut schwer allein ist es ja nicht. Und warum werden sie überhaupt so? In meinen Augen bewegt sich nämlich ein großer Teil der sogenannten Szene in einem Teufelskreis, der diese Entwicklung bedingt und dabei fast undurchdringbar ist.
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In ihm kreisen Züchter, Richter, Aussteller und auch Zusschauer, die sich immer wieder gegenseitig bestätigen. Erfolg ist Bestätigung, Erfolg sorgt für Aufmerksamkeit und Erfolg macht zufrieden. Auf den Erfolg folgt noch mehr Aufmerksamkeit seitens der Öffentlichkeit und darauf noch mehr Bestätigung, denn der Erfolg kommt ja schließlich nicht von irgendwo. Dann diktieren sogar Richter ein Idealbild in ihren Bericht, das sie zu sehen meinen, weil alle anderen vor ihnen es auch gesehen haben müssen. Sonst gäbe es diesen Erfolg ja nicht. Die Frage, ob dieses Idealbild tatsächlich da ist oder nicht, stellt sich dann gar nicht mehr.
In der Folge werden nicht selten Whippets beklatscht, die mehr Zerrbilder sind als die eleganten Jäger, die Whippets eigentlich sein sollen. In welche Richtung das Zerrbild geht, kann man sich dann aussuchen. Sehr schwere, massige und kurzbeinige Exemplare mit Pitbullbrust oder einem regelrecht lächerlichen Bug finden hin und wieder ebenso Anklang wie die teils extrem überwinkelten und deshalb auf sehr wackeligen Füßen stehenden Klappstühle (vielen Dank an Barbara Keßler für den so passenden Vergleich). Alles zusammen hab ich auch schon gesehen. Harmonie, Balance, Kurven und Eleganz? Gerade abwesend!
Mit Entsetzen betrachtete ich neulich das Foto eines Whippets, dessen Hinterhand so unglaublich lang und so extrem gewinkelt ist, dass er in meinen Augen nicht im Stande sein kann, eine wie auch immer geartete Balance zu halten. Ich konnte mir für dieses Tier lediglich Mitleid abringen, denn richtig laufen wird es wohl nie können. Doch dieses Foto wurde geliked und bejubelt, vermutlich auch weil an diesem Hund ein bekannter Name klebt. Sind die Leute so blind, fragte ich mich. Sind die Leute so kriecherisch und kritiklos oder einfach nur komplett ohne Ahnung?
Auch, aber ich befürchte, es ist noch viel schlimmer. Mit der Zeit ändern sich die Sehgewohnheiten. Viele sehen so aus, also ist es richtig. Viele dieser Hunde gewinnen, also ist es richtig. Und je öfter eine spektakuläre Winkelung (O-Ton von mir gehört im Ring aus dem Munde eines Richters) gewinnt, desto höher ist natürlich die Nachfrage. Ich war noch nie besonders vernagelt oder orthodox, aber manchmal kann ich nur noch hospitalistisch kopfschüttelnd dasitzen.
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Auf Fotos von US-amerikanischen Shows sind diese karrikaturesken Extreme selten bis nie zu sehen. Dort scheinen sie nicht gewünscht zu sein. Sind diese Auswüchse also ein rein europäisches Phänomen? Rührt man hier in einer immer gleichen Soße aus Bestätigung und Gegenbestätigung, aus Lobhudelei, nach dem Mund reden und auf den Erfolgszug aufspringen, dass niemand mehr merkt, was passiert? Im Augenblick sieht es so aus.
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6 Comments
sehr gut beobachtet ! Ich komme aus der „Renn-Szene“, muss aber auch mit meinen Hunden auf gewisse Ausstellungen und stelle zu meinem Bedauern fest , dass so wohl die Körpermasse, die Winkelungen und die Größe ( dies allerdings auch bei den „Renn-Hunden“) immer extremer werden. Ich frage mich, wo bleibt das Zuchtziel Schönheit u n d Leistung ? So wurde meinem moderat ernährtem und bemuskeltem Jungrüden ein „dürfte mehr Gewicht zeigen“attestiert. Also doch fette Whippets , die nur noch im Ring stehen und laufen können ?
Nein, es gibt immer noch viele elegante, schöne Whippets, die im Ring bestehen und einen Acker ohne Verletzungen überqueren können. Doch die Tendenz zu extremen Übertreibungen ist deutlich sichtbar. Es gibt auch Richter, die diese Extreme nicht tolerieren, doch es gibt eben auch viele, die sie supertoll finden oder meinen, dass man sie supertoll finden muss. Aus welchen Gründen auch immer.
Entspannte Grüße
Ich bin zwar kein Whippet-Besitzer o. -Züchter, aber kann dem nur zustimmen. Und eigentlich zieht sich dieses Problem durch viele Rassen. Man könnte hier z.Bsp. auch statt Whippet Deerhound einsetzen.
Im BLOG von hundeprofil.de unter der Überschrift „Der Beste in der Show ist nicht in bester Form“ wird dieses Problem ausführlich behandelt. Gerade in Bezug auf Ausstellungen und allgemeiner Wahrnehmung. Sehr interessant!
Im privaten Bereich ist dies ja kein wirklich neues Problem. Wenn aber solche Auffälligkeiten auf Ausstellungen quasi per Richterurteil als neuer Standard aufs Podest gehoben werden, dann ist das schon ziemlich krank! Noch bescheuerter ist es wenn Rassen betroffen sind, die von Natur aus eher schmal gebaut sind, wie Windhunde. Ich könnte mich an dieser Stelle jetzt wieder über die menschlichen Schwächen und die Sache mit dem Geld und dem Gewinn auslassen, aber das erspare ich mir.
Unser Rüde ist aktuell übrigens auch zu dick! Nach überstandener schwerer Krankheit und Futterumstellung zeigt er eine Tendenz in Richtung Mops. Da wir aber nicht blind sind haben wir bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet. Wir wollen schließlich (gesunde) Windhunde und keine Luftballons auf 4 Pfoten! 🙂
LG Wolfhart
Wolfhart, hier geht es nicht in erster Linie um Übergewicht. Der „Speckmantel“ passte nur so schön. Es geht um Masse, also Knochenstärke, die Breite des Körperbaus und die Erscheinung eines Whippets im Allgemeinen. Zu fett sind manche auch, doch das ist kein Problem, das in der Zucht liegt, sondern in der Art der Fütterung.
Entspannte Grüße
Hallo Karla,
das ist mir schon klar. Ich kann mich aber als Laie nur zum „Speckmantel“ äußern. Und wenn schon bei so einfachen Sachen wie Übergewicht offensichtlich etwas falsch läuft, wie sieht es dann mit dem Rest aus? Das ist zumindest die Frage die ich mir nach Lesen Deines Artikels stelle. Klar ist auch nicht ALLES schlecht, aber offensichtlich gibt es eine deutliche Tendenz in die falsche Richtung. Vielleicht hast Du ja das Glück das sich auch mal ein Richter dazu äußert…
LG Wolfhart